EG: Sparsam gegen die Ölpest

EG-Kommission will zur Sanierung der Öko-Folgen des Golfkriegs nur 15 Millionen Mark bereitstellen  ■ Aus Brüssel Michael Bullard

Die Krieger haben ihr schmutziges Geschäft erledigt, jetzt dürfen die Saubermänner der EG ran. Eine zwar undankbare, aber trotzdem eindrucksvolle Aufgabe, schließlich harren ihrer Putzfertigkeit gigantische Ölteppiche, schwarzer Regen und eine künstlich erzeugte Sonnenfinsternis. Grund genug, sich Mut zu machen: Immerhin erleichtere die „Einstellung der Kriegshandlungen am Golf die Aufräumarbeiten“. Wie sie dazu beitragen wollen, die verheerenden Folgen des Golfkriegs auf die Umwelt zu minimieren, werden die EG-Kommissare kommenden Mittwoch beraten. Bereits Montag abend steht die Putzaktion auf der Tagesordnung des Sondergipfels der zwölf Staats- und Regierungschefs in Luxemburg.

Eigens dazu hat Umweltkommisar Ripa di Meana ein Konzept entwerfen lassen. Wichtigste Ziele: Die brennenden Bohrlöcher sollen schnellstmöglich gelöscht und der stinkende Ölteppich eingerollt werden. Daneben will man die medizinische Notversorgung für die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten verbessern und sich einen Überblick über das Ausmaß der Bedrohung für Flora und Fauna verschaffen. Außerdem soll den „Autoritäten der Region bei ihrem Kampf gegen die Verschmutzung der Atmosphäre geholfen werden“. Dazu wollen die Kommissare 15 Millionen DM — teilweise in Form von Krediten — locker machen.

Damit die Mittel auch sinnvoll eingesetzt werden, ist eine Arbeitsgruppe geplant, die die Aktionen der Abteilungen der EG-Behörde und der Mitgliedstaaten koordiniert. Daneben gibt es bereits eine Task Force mit dem sinnigen Namen „Aktion gegen durch Unfälle verursachte Verschmutzungen der Meere“, die seit 1985 bei sieben Havarien von Öltankern aktiv wurde. Ihre wichtigste Aufgabe war es in den letzten Wochen, den Transport von holländischen Absauggeräten, Pumpen und anderen Gerätschaften durch belgische und italienische Flugzeuge zu koordinieren. Die EG-Beamten stellten auch sicher, daß sich die Materiallieferungen anderer Mitgliedstaaten wie Deutschland, Dänemark oder Großbritannien zur Ölbekämpfung nicht in die Quere kamen. In Zukunft sollen sie vor allem die Hilfsaktionen europäischer Ölfirmen koordinieren, die zugesagt haben, sich am Löschen der brennenden Bohrlöcher zu beteiligen.

Die Hilfe ist dringend nötig. Denn nach dem Bericht der EG-Kommission brennen von den ursprünglich 625 noch 530 Bohrlöcher. Öl im Werte von schätzungsweise 100 Millionen Dollar geht dabei täglich in Flammen auf. Entsprechend übersteige der Schwefeldioxidgehalt der Luft über Kuweit ein Vielfaches des normalerweise Zulässigen. Von dem Ölteppich habe man inzwischen 75.000 Tonnen aufgefischt, zwischen einer halben Million und eineinhalb Millionen Tonnen bedrohten jedoch noch rund 400 Kilometer Küste. Um die Aufräumarbeiten zu beschleunigen, werden die Kommissare 14 Millionen DM aus dem EG- Budget und eine Million DM aus einem extra von den Mitgliedstaaten eingerichteten Fonds bereitstellen. Vier Millionen DM sollen dazu benutzt werden, Naturreservate einzurichten, in denen sich die Meeresfauna und -flora von dem Angriff der west-östlichen Kriegerfront erholen kann. Eine ganze Million wird zum Löschen der Ölfackeln bereitgestellt, drei Millionen, um die Gesundheitsversorgung in den betroffenen Gebieten zu sichern.