'Weser-Report macht Rufmord‘

■ Ulla Behr-Kinzel wehrt sich gegen Mutmaßungen über die „Geliebte Husseins“

„Bremerin — die Geliebte von Saddam Hussein?“ — Mit diesem Reißer wartete gestern die Bremer Sonntagszeitung 'Weser-Report‘ auf. Gleich drei Artikel waren der angeblichen „Saddam-Geliebten“ Ulla Behr-Kinzel gewidmet.

Die Lehrerin ist derzeit an der Bremer Universität beschäftigt und seit 1986 Vizepräsidentin der „Deutsch-Irakischen Gesellschaft“. In den 70er Jahren hatte Ulla Behr-Kinzel im Irak gelebt und in Bagdad nach eigenen Angaben, „als erste weibliche Hochschullehrerin“ gewirkt.

Ulla Behr-Kinzel erklärte gestern der taz, die Darstellung des 'Weser-Report‘ sei „erstunken und erlogen“. Es handele sich um „Rufmord“. Sie habe gestern „ungefähr siebzig Anrufe aus der Bremer Bevölkerung erhalten, die sich alle hinter mich stellen.“ Behr-Kinzel kündigte gerichtliche Schritte gegen den 'Weser-Report‘ an: „An diesen Tag wird der 'Weser-Report' noch lange zurückdenken.“ Sie führte ihre Negativ-Presse darauf zurück, daß der 'Weser-Report‘ sich an ihr als der Ehefrau des Radio-Bremen-Moderators Achim Kinzel schadlos halten wolle. Denn der 'Weser-Report‘ sei sauer, weil er „bei bestimmten Veranstaltungen“, an denen ihr Mann beteiligt gewesen sei, nicht eingeladen“ worden sei. „Viele Leute“ hätten ihre Anzeigenaufträge beim 'Weser-Report‘ aufgrund der negativen Berichterstattung über sie zurückgezogen. Behr-Kinzel weiter: „Meine herzkranke Mutter ist aufgrund dieser Dinge gestorben.“

Im Dezember schon hatte die taz sich kritisch mit der „Vizepräsidentin im 'Irritationsbereich'“ auseinandergesetzt (vgl. taz 21.12.90). Unter anderem hatte die taz berichtet, daß Behr-Kinzel sehr engen Kontakt zu den arabischen Staatspräsidenten unterhält: „Ich war eingeladen Ende Mai, als das Gipfeltreffen der arabischen Präsidenten stattgefunden hat.“ Eine Bremerin mit Ehrenamt eigens zum arabischen Gipfeltreffen nach Bagdad? „Ja“, erläuterte sie im Dezember 1990 über das gesellige Ereignis während des Uno-Ultimatums in aller Selbstverständlichkeit, „damit man die Möglichkeit hat, direkt mit den Präsidenten zu sprechen. Ich habe diese Kontakte.“

Der 'Weser-Report‘ zeigt Ulla

Behr-Kinzel in Party-Laune

Über den Vorwurf, sie sei die Geliebte Saddam Husseins gewesen, sagte Ulla Behr-Kinzel gestern der taz: „Da kann man nur lachen. Die Araber sind doch bekannt dafür, daß sie sich nur jüngere Frauen nehmen. Außerdem wäre das genauso, als wenn ich jetzt über Sie sagen würde, Sie wären die Geliebte von Helmut Kohl. Ich hatte die Kontakte im Irak nur durch meine Arbeit.“

Beim 'Weser-Report‘ war gestern niemand für eine Stellungnahme erreichbar. Das Blatt verspricht eine Fortsetzung der Story nicht nur vor Gericht: „Der Redaktion liegen weitere Informationen über die Eheleute Behr-Kinzel vor, die für kommende Ausgaben recherchiert werden.“ Barbara Debus