Guten Tag — Dzien Dobry — Dschiin dobri

■ Der ultimative Sprachhelfer bei deutsch-polnischen Kommunikationsproblemen: Das Survival-Lexikon für die Kantstraße/ Zum Auswendiglernen und Weitergeben/ Lautsprache in Klammern

Berlin. Seit heute, null Uhr, gilt die Visumfreiheit für polnische StaatsbürgerInnen. Weil der Senat die freie Fahrt für freie Bürger lieber auf die Havelchaussee beschränken will, begrüßt er seine Gäste aus dem Nachbarland betont heckelmännisch: mit verstärktem Polizeiaufgebot und der Ankündigung des Innensenators, eine Zentralkartei für straffällig gewordene Polen anzulegen. Ob das die gutnachbarschaftlichen Beziehungen so richtig in Schwung bringt, bezweifelt mancher. Um wenigstens die Sprachbarrieren zu überbrücken, bieten wir Gästen wie Einheimischen einen kleinen Sprachführer. Für eine Konversation über den letzten Film von Andrzeij Wajda reicht das nicht, aber ein Ausflug auf die Kantstraße läßt sich damit bewältigen.

Unsere deutschsprachigen LeserInnen sollten beachten: Prosze (gesprochen: prosche), zu deutsch »bitte«, hat im Polnischen eine wichtige Bedeutung. Keine Frage, keine Klage, keine Bitte, keine Aufforderung ohne prosze. Danke.

Damit alle was davon haben, schneiden Sie das Survival-Lexikon aus, lernen es auswendig und drücken es beim Einkaufen ihrem polnischen oder nicht-polnischen Nachbarn in die Hand.

Die Lektion beginnt, wie jede zivilisierte Konversation, mit einem freundlichen:

»Guten Tag«: Dzien dobry. (Dschiin dobri)

»Wie geht's Lech Walesa?«

Co slychac u Lecha Walesy? (Tso souihats u Leha Waouense?)

»Der Aldi/Bolle/Kaiser's/Real ist zwei/drei/vier Straßen weiter.«

Aldi/Bolle/Kaiser's/Real znajduje sie o dwie/trzy/cztery ulice stad. (Aldi/Bolle/Kaiser's/Real snaiduje sche o dwii/tschi/schteri ulitse s-tond)

»Fernseher/Radios/Walkmen gibt es in der Schloßstraße, Kantstraße, Wilmersdorfer Straße.«

Telewizory, radia, walkmeny mozna dostac na Schloßstraße, Kantstraße, Wilmersdorfer Straße. (Telewysori, radia, walkmeni moschna doßtats na Schloßstraße, Kantstraße, Wilmersdorfer Straße.)

»Lassen Sie sich keinen Schrott andrehen.«

Prosze uwazac, bo wkreca wam barachlo. (Prosche uwaschats, bo vkrenzon wam barachuo.)

Zum Thema Polenmarkt:

»Tut mir leid, aber Zigaretten verkaufen ist verboten.«

Przykro mi, ale sprzedaz papierosòw jest zabroniona. (Pschikro my, ale s-pschedasch papiirosuv jeßt sabroniona.)

»Was kostet eine Stange Marlboro?«

Ile kosztuje karton Marlboro ? (Ile koschtuje karton Marlboro?)

Konflikte entstehen meist, wenn sich zu viele Menschen auf zu kleinem Raum treffen. Dafür prädestiniert sind Supermärkte, Bürgersteige, Parkplätze, Imbißstände etc. Im Gedränge gilt: Der oder die Metropolitaner/in, ob aus Warschau oder Berlin, ist zuerst einmal höflich:

»Entschuldigung«: przepraszam (pscheprascham)

»Danke«: dziekuje (dsenkuje)

»Bitte«:prosze (prosche)

»Darf ich bitte mal durch?«

Czy mòglbym przejsc? (Tschy mugubim pschäischt?)

»Wo sind die Toiletten?«

Gdzie znajduja sie toalety? (Gdije snaidujo sche toaleti ?)

»Die Toiletten sind in dieser Richtung/links/rechts.«

Toalety znajduja sie tam/na lewo/na prawo. (Toaleti snaiduja sche tam/na lewo/na prawo.)

»Achten Sie auf Ihr Portemonnaie/Ihre Tasche/Ihren Rucksack.«

Prosze uwazac na portfel/torbe/ plecak (Prosche uwaschats na portfel/torbe/pletsak.)

Im Gewühl, zwischen polnischen und nicht-polnischen Ellenbogen und Einkaufstaschen, sind deutliche Worte manchmal angebracht.

»Verdammt, das ist mein Einkaufswagen!«

Psiakrew, to mòj wòzek! (Pßiakrew, to mui wusek!)

»Drängeln ist ungesund!«

Nie pchac sie. To szkodzi zdrowiu. (Nii pchats sche. To schkodsi sdrowiu.)

»Nehmen Sie den Ellenbogen aus meinem Rücken!«

Prosze laskawie zabrac lokiec z moich plecòw! (Prosche uaskawiä sabrats uokiätsch s moi-ch pletsuv!)

»Den Müll bitte in die Container werfen.«

Prosze wyrzucac smieci do pojemnikòw na smieci. (Prosche weschutsatsch schmiätschi do pojemnikuv na schmiätschi.)

Und zum Abschluß noch eine Service-Information:

»Lassen Sie die Finger vom Hütchenspiel. Sie verlieren Ihr Geld garantiert.«

Nie dajcie sie zlapac na gre w pudelka. Z cata pewnoscie stracicie tylko pieniadze. (Nii daitsti sche suapatsch na gre wä pudeeuka. S tsauo pewnoschtio s—tratschitschä tilko pinonse.)

Soweit die erste Lektion. Wir wünschen eine möglichst spannungsfreie Woche — und empfehlen zudem, übers Wochenende auch mal nach Polen zu fahren zwecks Sprachtrainings. Denn Visumfreiheit für Deutsche gilt schon seit 1. Januar 1991.

»Auf Wiedersehen.« Do widzenia. (Do widsenia). Ewa Slaska/Andrea Böhm