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"Sehr, sehr wenig

■ Hans Branscheidt von medico international zu den Hilfsaktionen für die Flüchtlinge aus Irakisch-Kurdistan

taz: medico international macht zusammen mit anderen Organisationen eine Hilfskampagne für die Flüchtlinge aus Irakisch-Kurdistan. Wie sieht diese Hilfe praktisch aus?

Hans Branscheidt: Wir arbeiten direkt mit der KRA, der Kurdish Relief Association, zusammen. Das ist die Hilfsorganisation der Kurdistan Front im Irak. Dadurch verfügen wir über eine sehr sinnvolle Logistik. Wir wissen, daß unsere Hilfsgüter über Iran und Syrien innerhalb von 48 Stunden in den prekären Grenzregionen sind und teilweise auch im Nordirak. Wir haben bisher immerhin 80 Tonnen an medizinischen Hilfsgütern und Lebensmitteln dorthin gebracht. Was wir machen können, sind ganz spezielle Dinge: wir stellen z. B. Emergency Health Kits zur Verfügung, eine Ausrüstung, mit der man unmittelbar fast alle medizinischen Probleme bis hin zur mittleren Chirurgie behandeln kann.

Wenn man die Verteilung von Hilfsgütern politischen Organisationen wie der Kurdistan Front überträgt, besteht da nicht die Gefahr, daß diese Gruppen ausschließlich die eigene Klientel versorgen?

Sicher, aber die KRA ist eine soziale Hilfsorganisation, mit der auch das Schwedische Rote Kreuz zusammenarbeitet. Das ist eine Ärzteorganisation, die der Kurdistan Front nahesteht, aber in dem Sinne keine politische Organisation darstellt. Wir kennen diese Orgsanisation schon seit langem, und wir werden uns auch in Zukunft nicht nur an Ort und Stelle davon überzeugen, wie zuverlässig und ehrlich die Leute sind, sondern vor allem auch, wie leistungsfähig sie tatsächlich sind.

Es ist klar, daß jetzt sehr wenig getan werden kann. Auch, was international losgeeist wurde, ist im Grunde genommen sehr, sehr wenig. Die meisten Geldsummen, die jetzt von offizieller Seite genannt werden, sind Bluff. Da tauchen die 10 Millionen Ecu, die die EG schicken will, in der Presseerklärung des Internationalen Roten Kreuzes auf, das heißt ein und dieselbe Summe findet sich in verschiedenen Haushalten wieder. Was passieren müßte, wäre, daß die türkische Regierung endlich den internationalen Hilfsorganisationen erlaubt, systematisch zu arbeiten und ganze Strukturteile in die Region zu bringen. Die Bundesrepublik dürfte nicht nur — wie gestern geschehen — einen Arzt, vier Begleitpersonen und jede Menge Tonnen Material schicken und den Rest dann dem türkischen Roten Halbmond überlassen, der ausgewiesenermaßen nicht der zuverlässigste Partner ist. Es müßten Leute vom Technischen Hilfswerk geschickt werden, die Generatoren anschließen, die eine Infrastruktur aufbauen. Eine breite, systematische Hilfe findet meines Erachtens derzeit überhaupt nicht statt. Interview: Vera Gaserow

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