Kinzel-Villa dient sozialem Zweck

■ Albanische Flüchtlinge jetzt in der Parkallee / Sozialamt dementiert 'Weser-Report–

Eine 88jährige Frau, Bewohnerin der guten Etage einer Schwachhauser Villa, soll durch die Vermietung anderer Stockwerke an kinderreiche AsylbewerberInnen durch die neuen Hausbesitzerin rausgegrault werden, mit dieser sozialen Rührstory kam am Sonntag der 'Weser-Report'– heraus. Alles Unsinn, sagt das Sozialamt.

Tatsächlich sind gestern an elf albanische Flüchtlinge in zwei Wohnungen in der noblen Villa in der Parkallee eingezogen. Das Amt für soziale Dienste hatte die Wohnungen für fünf Jahre von der neuen Eigentümerin, Ulla Behr-Kinzel, angemietet.

Die Wohnungen der elf albanischen Flüchtlinge — acht Erwachsene und drei Kinder — liegen in der oberen Etage der Parkallee-Villa. Die AlbanerInnen waren 1990 per Schiff aus ihrem Land nach Brindisi in Italien geflohen. Die Bundesrepublik nahm einige hundert von ihnen im Rahmen eines vereinbarten Kontingentes auf und verteilte sie auf die Bundesländer. 40 Flüchtlinge fanden in Bremen eine neue Bleibe. Bis die elf AsylbewerberInnen in die Parkallee umzogen, wohnten sie in einer städtischen Einrichtung in der Lürmannstraße.

Im Gegensatz zu vielen anderen AsylbewerberInnen haben die AlbanerInnen eine Arbeitserlaubnis. Aufgrund ihres besonderen Status als 'Kontigent- Flüchtlinge– sind ihre Asylanträge „praktisch anerkannt“, so Claus Gehlhaar, der Leiter der Wohnungshilfe beim Amt für soziale Dienste.

Die neue Eigentümerin der Villa, Ulla Behr-Kinzel, bot dem Amt für soziale Dienst die beiden Wohnungen zur Vermietung an AsylbewerberInnen an. Claus Gehlhaar: „Wir haben die Wohnungen zu einem dem Stadtteil angemessenen Preis gemietet.“ Die dürfte für die 185 Quadratmeter bei monatlich ca. 3000 Mark liegen. Die Summe ist ein Bruchteil dessen, was die Sozialbehörde sonst für die Unterbringung von Wohnungssuchenden in Hotels und Notunterkünften ausgeben muß — oft 45 Mark pro Nacht.

Im Hochpaterre der Parkallee 103 wohnt die 88jährige Liesel Oelkers, die für ihre Wohnung einen Mietvertrag auf Lebenszeit hat. In seinem Artikel vom Sonntag hatte der 'Weser-Report– den Eindruck erweckt, die neue Hausbesitzerin Ulla Behr-Kinzel wolle die alte Frau aus dem Haus drängen und habe nur deshalb die beiden Wohnungen an das Sozialamt vermietet.

Claus Gehlhaar sagte demgegenüber zur taz, daß die jetzige Besitzerin keinen Druck auf Frau Oelkers ausgeüben wolle. Achim Kinzel erlärte, daß er und seine Frau nicht die Absicht hätten, in die Villa an der Parkallee umzuziehen und daß deshalb auch keine Veranlassung bestünde, der alten Mieterin Schwierigkeiten zu machen. Die Vermietung ans Sozialamt sei eine soziale Tat seiner Frau, so Kinzel.

Nach dem Erscheinen des 'Weser-Report– war Ulla Behr-Kinzel nicht zu sprechen — weil ständig Morddrohungen bei ihr eingingen, so Achim Kinzel. och