OibE-Liste

■ Betr.: "Geheimste Stasi-Geheime kommt ans Licht", taz vom 30.3.91

betr.: „Geheimste Stasi-Geheime kommen ans Licht“ (Die taz veröffentlicht die Liste von Stasi-„Offizieren im besonderen Einsatz“), taz vom 30.3.91

[...] Ich finde die Veröffentlichung der OibEs richtig und einen Schritt in die richtige Richtung, einen Beweis dafür, etwas aus den unter den Teppich gekehrten Nazi-Vergangenheiten von damals gelernt zu haben. Bleibt auch bei der Ramstein-Geschichte am Drücker! Manfred Sander, (West)Berlin

Die taz schreibt zu der Veröffentlichung der Stasi-Namen, daß die Stasi kein strafrechtlich abzuwickelndes Problem sei. Aber vielleicht kann man sich dem Problem ja durch die „Mobilisierung des gesunden Volkszorns“ entledigen. Schaufensterbeschmierungen wie „Kauft nicht beim Stasi“ bei einem Bäcker in Neubrandenburg sind da vielleicht erst ein harmloses Vorspiel. Und wenn auf der Liste falsche Namen stehen, was sogar die taz für wahrscheinlich hält, oder es Verwechslungen gibt? Was soll's, die taz befindet sich halt in einer politischen Notlage. Heinz-Jürgen Jansen, Köln

[...] Die Liste kommt mir wie eine Vergeltungsaktion von Damen und Herren mit reiner Weste vor. Mit Aufklärung hat dieses nichts mehr zu tun, auch nicht mit Recht, es ist eher eine Menschenhetze, welche hier veranstaltet wird. Sind Sie sich nicht der Haßgefühle bewußt, die Sie vor allem bei Menschen aus den FNL erzeugen? Viele Menschen brauchen ein Feindbild, ein Kollektivfeindbild. In den FNL wird zur Zeit der Ausländerhaß immer größer. Schlimm, wenn dazu noch 2.000 Namen von Menschen kommen. Diese Personen waren Stasi-Offziere, welche vor ein Gericht gestellt gehören, sie sind aber auch Menschen, die nicht den Emotionen der Bevölkerung ausgeliefert werden sollen. [...] Carsten Bisanz, Korntal

Dank taz, 'Bild‘ und 'andere‘ sind wir Bundesbürger nun endlich über die Gehälter bis zur letzten Putzfrau beim Stasi der früheren DDR informiert. Wir wissen nun auch zu unterscheiden zwischen „offiziellen“ und „inoffiziellen“ Spitzeln, Spionen und so weiter. Da wir nun über den „anderen Teil“ Deutschlands „voll im Bilde sind“, fordern die so „Aufgeklärten“ denn auch folgerichtig, daß wir alles über das Deutschland erfahren, in dem Verfassungsschutz, BND und so weiter wirken und wirbeln.

Wie wäre es denn, liebe taz, wenn ihr einmal eine Kostenrechnung dieser „Saubermänner“ aufmachen würdet? Oder: Was kostet es denn, den „Aufbau“ dieser Organisationen in den neuen Bundesländern zu finanzieren? Wieviel „offizielle“ und „inoffizielle“ Mitarbeiter haben denn unsere „alten Spitzel-, Spionage oder sonst wie genannte Organisationen“? Was ist mit deren Opfern?

Solltet Ihr allerdings der Meinung sein, „bei uns war ja alles halb so schlimm“, dann befragt doch einmal Berufsverbotsopfer oder Kommunisten, die unter Verfolgungen nach dem Verbot ihrer Partei zu leiden hatten. Erwin Seel, Wiebelskirchen