Skinhead-Opfer stirbt nach Überfall

■ In Dresden warfen Skinheads am Ostersonntag einen Bürger Mosambiks aus der fahrenden Straßenbahn/ Das Opfer erlag jetzt seinen Verletzungen/ Serie von Randale in Dresden

Dresden/Berlin (taz) — Ein 28jähriger Bürger Mosambiks ist am vergangenen Wochenende in Dresden an den Folgen eines Überfalls von Skinheads gestorben. Jorge Gomondai war am Abend des Ostersonntags von Skinheads in der Straßenbahn überfallen und aus dem fahrenden Zug gestürzt worden. Er erlitt schwere Kopfverletzungen. Das Opfer hatte seitdem auch nach mehrfachen Operationen das Bewußtsein nicht wiedererlangt.

Nach Zeugenaussagen hatten sieben bis zehn Skinheads einen Zug der Straßenbahnlinie 7 bestiegen. Während der Fahrt warfen sie den Mosambikaner aus der Bahn. Die Täter sind flüchtig. Die Dresdner Polizei sucht nach weiteren Zeugen des Überfalls. Die Tat reiht sich in eine ganze Anzahl von Angriffen von Skinheads über Ostern in Dresden ein, an denen auch aus Baden-Württemberg angereiste Gesinnungsgenossen der Rechtsradikalen beteiligt waren.

Schon am Karfreitag griffen Jugendliche Straßenhändler in der Innenstadt an. Der Polizeibericht verzeichnet für die folgenden zwei Tage abendliche und nächtliche Überfälle im Zwei-Stunden-Rhythmus: Überfälle auf Jugendclubs und Straßenhändler, ein Angriff auf einen nächtlichen Radfahrer und Beschädigungen von abgestellten Autos.

Unter anderem schlugen Skinheads in der Dresdner Szenekneipe „Tivoli“ in der Nacht zum Samstag die Besitzerin krankenhausreif und beschädigten das Mobiliar. Auf dem Neustädter Bahnhof wurde ein Kiosk auseinandergenommen. Danach setzten sich die Täter in den Zug nach Radebeul. Mehrfach kam es über die Ostertage auf Dresdner Straßen und Plätzen zu Prügeleien mit Passanten und Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Die Polizei kam bei einigen dieser Übergriffe zu spät an den Tatort, um noch Verdächtige festhalten zu können. Festnahmen bei anderen Gelegenheiten ergaben jedoch, daß die Täter zum Teil von auswärts angereist waren.

Als sie in der Nacht zum Ostersonntag, in der der Mosambikaner aus der Straßenbahn geworfen wurde, auf dem Platz der Einheit bei einer Personenkontrolle die Namen von Mitgliedern einer Skinhead- Gruppe feststellte, ergab sich, daß der Großteil von ihnen aus Baden- Württemberg stammte. Am heutigen Dienstag will die Polizei weitere Informationen über die Vorfälle bekanntgeben.

Schon vor einigen Wochen war es bei einem Fußballspiel zwischen Dynamo Dresden und Roter Stern Belgrad zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Fußballfans und der Polizei gekommen. Damals mußte das Spiel abgebrochen werden. Anschließend hatten die Jugendlichen die Schaufenster mehrerer Läden in der Dresdner Innenstadt demoliert. klh