: Manager heben zum Kurztrip ab
Geschäftsleute mögens bequem/ Dresdner Flughafen erwartet Rekordjahr mit 600.000 Fluggästen/ 55 Inlandstouren/ Nicht nur auf den Straßen des Freistaates Sachsen, auch in der Luft wird es eng ■ Von Detlef Krell
Leipzig (taz) — Nicht nur auf den sächsischen Straßen, auch in der Luft wird es bald eng. Mit Leipzig-Schkeuditz und Dresden-Klotzsche bekommt das innerdeutsche Flugnetz zwei neue Konkurrenten. Die geschäftigen Manager können ganz beruhigt sein.
Sie müssen in Zukunft nicht etwa mit dem IC zum Bankett oder zur Beratung fahren. Im Sommerflugplan bietet der Dresdner Flughafen 15 innerdeutsche Linien an. Wöchentlich gehen zwanzig Flüge nach Frankfurt/Main, auch Berlin, Düsseldorf, Stuttgart, Köln, München und Hamburg werden regelmäßig angeflogen. Die Dresdner Flughafengesellschaft freut sich schon auf ein Rekordjahr mit mehr als 600.000 Passagieren. Bald werden bis zu dreißig Maschinen täglich die Piste im Norden der sächsischen Metropole passieren. Neu sind auch anvisierte Linienverbindungen nach Zürich und Paris, neben der Sowjetunion die einzigen Auslandsziele im Flugplan.
Hinzu kommen Flüge von 13 Chartergesellschaften in 14 Städte. In vier Ausbaustufen soll der Flughafen, einer Studie der Frankfurt/Main AG folgend (vgl. taz 9.3.91), bis zu einer Kapazität von jährlich 9,2 Millionen Passagieren ausgebaut werden. „Der Zeitplan wird vom Bedarf bestimmt“, frohlockt der Geschäftsführer Manfred Aehlich. Je billiger es die Manager haben, desto besser für Höhenflüge bei Dresden. Ärgerliches Hemmnis ist nur noch die buntgescheckte Eigentumslandschaft rund um die bundeswehreigene Betonpiste.
Während man sich mit der Bundeswehr wohl bald einig wird, stehen mit den Betrieben und anderen Eigentümern wohl längere Gespräche ins Haus. Deshalb müsse die Landesregierung verhindern, daß mit dem künftigen Flughafengelände spekuliert werde, mahnt der Geschäftsführer und rechnet vor, daß 10.000 Menschen auf dem Flughafen oder in dessen Firmenkomplex eine Arbeit finden werden. „Wenn die Eigentumsfrage nicht bald geklärt wird, könnte der Leipziger dem Dresdner Flughafen den Rang ablaufen.“
Vorläufig trüben weder ein ökologisch fundiertes Verkehrskonzept noch das angekündigte Raumordnungsverfahren die Erfolgspläne der Flughafengesellschaft. Der Freistaat Sachsen ist in die GmbH mit stolzen 51 Prozent eingestiegen, den Rest teilen sich Stadt- und Landkreis sowie die 5.000-Seelen-Nachbargemeinde Weixdorf.
Zwar wird als Standortvorteil auch immer der nahegelegene Bahnanschluß genannt, doch in den Ausbauplänen nehmen eine neue Autobahnabfahrt und Parkplätze am Flughafen deutlich mehr Raum ein. So wird der Airport-Zubringerbus weiterhin eine halbstündige Fahrt vom Hauptbahnhof zum Flugplatz nahezu leer antreten müssen. An der Notwendigkeit, für Tagestrips Tausender Geschäftsleute diesen Flughafen auszubauen, besteht für Geschäftsführer Aehlich kein Zweifel. Stau auf den Straßen und die Qualität der Schienenverbindungen geben genügend Argumente ab.
Bleibt den AnwohnerInnen zum Airport der leise Trost, daß seit Anfang dieses Monats lärmende Fluggeräte von den Flugplatzbehörden mit höheren Gebühren empfangen werden. Damit will der expandierende Hafen leiseres Fliegen stimulieren. „Wir müssen die Akzeptanz der Flugverbindungen erhalten“, meint Lufthansa-Sprecher Kieker. „Wenn es in Sachsen aufwärts gehen soll, dann nur mit Flugzeugen!“ Na dann...
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