Veni, Vidi, Vici

■ Triumph für Istvan Denesz beim Konzert des Philharmonie-Orchesters

Er kam, dirigierte und siegte - Istvan Denesz, seit 1987 erster Kapellmeister am Bremer Theater, leitete das neunte philharmonische Konzert am vergangenen Montagabend. Nach seinem „Einspringen“ im Dezember 1988 war dies sein offizielles philharmonisches Debüt.

Denesz erwies sich als Dirigent mit herausragenden gestalterischen Fähigkeiten, der seine Vorstellungen mit dem Orchester adäquat umzusetzen weiß. Begeisterungsfähigkeit und intensiver Suggestionskraft kennzeichnen seinen Dirigier-Stil.

Seine Interpretationen sind (noch?) eher äußerlich wirkungsvoll als innerlich durchseelt. Dies ist allerdings auch ein hoher Anspruch, dem selbst große Maestri selten gerecht werden, sowie eine Frage des Dirigiertemperamentes.

Denesz hatte vor allem Werke ausgewählt, die seinem Temperament liegen. Am schlechtesten schnitt dabei das anfangs gespielte e-moll-Konzert von Chopin ab. Der Solist Oleg Maisenberg musizierte recht kammermusikalisch. Sein „Rubato“- Spiel wirkte nirgends aufgesetzt, war immer natürlich, und so erwies er sich als bedeutender Chopin-Interpret. Einzig der Kopfsatz war nicht gelungen. Aus dem „allegro maestoso; risoluto“ wurde ein „andante“. In dieser 23 Minuten-Fassung entglitt der leidenschaftlich erregte Ton ins Sentimental-Melancholische.

Vielleicht lag dies auch an einem Zusammenspielproblem mit den etwas renitenten ersten Geigen? Istvan Denesz gab sich größte Mühe, akkurat zu begleiten, konnte aber nicht mehr (doch auch nicht weniger!) als eine klanglich ausgewogene, präzise und durchhörbare Aufführung bieten.

Hervorragend gerieten Strauß' schwerer „Don Juan“ und die rhythmisch vertrackten Variationen über „Der Pfau“ von Zoltan Kodaly. Denesz und die Philharmoniker blieben den glänzend instrumentierten, groß besetzten Werken nichts schuldig.

Offenbar hat sich das Staatsorchester vorgenommen, nachhaltig seinen Ruf zu verbessern. Mittlerweile sind die meisten Solostellen bestens besetzt, und der Konzertabend brachte teilweise bewundernswerte Einzelleistungen (Hörner, Trompeten, Oboen, Klarinetten, Flöten).

Das Publikum feierte das Orchester und den jungen Newcomer mit Beifallsstürmen. Es wäre sicherlich ein Gewinn für Bremens Musikszene, wenn Denesz in Zukunft regelmäßig die Gelegenheit gegeben würde, in den philharmonischen Konzerten zu brillieren.

Gunnar Cohrs