Wannsee-Villa wird Gedenkstätte

■ Am Ort der »Wannsee-Konferenz« über den Völkermord an den Juden Europas soll nun endlich eine Gedenk- und Bildungsstätte eingerichtet werden/ Erinnerungsstätte an die Opfer am Ort der Täter

Berlin. In dem Haus Am Großen Wannsee 56-58, in dem 1942 die »Wannsee-Konferenz« über den Völkermord an den Juden Europas beraten hatte, soll nun endlich eine Gedenkstätte eingerichtet werden. Dies beschloß der Senat in seiner gestrigen Sitzung. Sie soll am 50. Jahrestag der Konferenz, im Januar 1992, eröffnet werden.

Damit werde es in Deutschland erstmals eine zentrale Gedenkstätte zur Erinnerung an die Opfer des Holocaust geben, heißt es in der Senatsvorlage. Im Gegensatz zu der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem und dem geplanten Holocaust Memorial Museum in Washington D.C. sei die Wannsee- Villa nicht nur eine Erinnerungsstätte an die Opfer, sondern gleichzeitig ein Ort der Täter. »Deren Situation, ihre Wurzeln in der Bürokratie und die durch sie exemplifizierte Gefahr, zum Täter zu werden«, müsse an diesem Ort deutlich gemacht werden, heißt es weiter.

Zu diesem Zwecke wird in dem Haus eine Dauerausstellung zu sehen sein, die neben der »Wannsee-Konferenz« den gesamten Prozeß der Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung der Juden Europas dokumentiert. Ein weiterer Schwerpunkt wird die Bildungsarbeit sein. So soll etwa der Umgang beider Teile Deutschlands mit der Shoah nach 1945 dort thematisiert werden. Konkret wird es mehrtägige Weiterbildungsprogramme etwa für Lehrer, Sozialarbeiter und andere Ausbilder geben, daneben organisierte Besichtigungen zum Beispiel mit Schulklassen. Einmal jährlich sollen internationale Symposien stattfinden. Außerdem soll eine Mediothek mit Standardliteratur und Dokumenten für Forscher und Interessierte bereitstehen.

Die Gedenkstätte soll von einem Trägerverein mit dem Namen »Erinnern für die Zukunft« betrieben werden. Ihm gehören neben gesellschaftlichen Gruppen wie dem Zentralrat der Juden in Deutschland, der jüdischen Gemeinde zu Berlin, dem Bistum Berlin, der evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, dem Bund der Verfolgten des Naziregimes und dem Deutschen Historischen Museum auch das Land Berlin und der Bund, vertreten durch den Bundesinnenminister, an. Derzeit wird das Haus, das seit 1952 als Schullandheim genutzt wurde, für die neue Nutzung umgebaut. Finanziert wird die Gedenkstätte je zur Hälfte durch die Bundesregierung und das Land Berlin. kap