AUSNEUSEELAND

HEUTEKLINGELTMALNICHTDASTELEFON  ■  BAILTER SPACE

Zwei Dinge haben die Musik aus Neuseeland geprägt. Zum einen die Tournee der Beatles 1965. Zum anderen die von The Fall 1982. Wie die Beatles kann man nicht klingen. Aber von The Fall haben doch einige Bands dort abgekupfert. Der Einfluß der Beatles ist da — aber nicht sichtbar. Vielleicht als ständiges Surren und Brummen, quer durch jede Platte der Neuseeländer »Welle«.

Bailter Space klingen wie sprühende Funken unter Wasser, was sinnigerweise auf ihren isolierten Zustand als Band aus einem 20.000-Seelenkaff wie Christchurch hinweißt. Trotzdem ist ihre Musik urban, vielleicht auf so sture Weise wie The Fall anno 83, in jedem Fall aber übergreifend wie der Pausensnack Raider. An jeder Tankstelle zu haben, 40% Zucker, vom Brennwert so effektiv wie Alkohol. Aber lassen wir das.

Bevor aus Neuseeland auch nur das kleinste musikalische Lüftchen ins Abendland wehte, gab es für ein paar wenige die erste LP der Gordons. Das waren 1980 Alister Parker (git, voc), John Halverson (bass) und Brent McLachlan (drums) — eben die drei selben wie Bailter Space heute. Die Gordons brachten zwei LPs zustande, wobei das Debut für Verwirrung sorgte. Als sich nämlich alle Welt (heiliges England) dem Agit-Pop zuwandte, um den Marsch durch die Instanzen zu proklamieren, um im Mäntelchen der Anpassung Anarchie zu verkünden, klingelten mir die Ohren. Dieses Debut nämlich brachte Sturheit, schroffe Gitarrenriffs und Monotonie wie bei Velvet Underground zurück, wie es Engelland nicht mehr konnte. Nach der zweiten LP trennten sie sich für eine Weile, um unter dem Namen Bailter Space 87 die EP »Nelsh« für Flying Nun aufzunehmen. Dieses Label in Neuseeland war um diese Zeit auf seinem expansiven Zenit angelangt.

Bailter Space wurden hierzulande aber nur am Rande erwähnt, nicht anders heute. Kiwis sind anscheinend out, wenn schon Nostalgie, dann bitte das neue Stones-Livealbum auf Sony Music. Die Musik von Bailter Space ist heute so innovativ wie etwa Wire 1978. Nur brutzeln die Leute Nostalgie ab bei Poison Idea, nach deren Konzert man ja immerhin zwei Wochen behaupten kann: Punk's not dead. Und danach? Versicherungen an den Osten verscheuern. Live fast — die young am Wochenende nachholen? Aber an jedem Wochenende. Die nächsten 40 Jahre. Vielleicht wenn dann jeder 20 Lebensversicherungen abgeschlossen hat, kehrt Polen »heim ins Reich«? Und Exploited spielen im Rollstuhl »Punks not dead, I know« an einem Samstag. Wär das recht so? Peter K.

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