Hilfe für ausländische Studenten

■ „Xenos“ — Verein zur finanziellen Unterstützung ausländischer StudentInnen

Der palästinensische Student will seinen Namen nicht nennen. Vor drei Jahren kam er nach Deutschland, um Informatik zu studieren. Zu Anfang, sagt er, haben ihn seine Eltern noch unterstützt. Nach einem Jahr wurde es weniger, und seit der Invasion in Kuwait können sie ihm gar nichts mehr geben. Von Beginn seines Studiums an mußte er jobben, aber als er mit den Vordiplomsprüfungen begann, hatte er dazu keine Zeit mehr — seitdem macht er Schulden. Schulden bei Freunden und Bekannten, Schulden, um wenigstens das Nötigste zum Leben zu haben. In dieser Situation half ihm „Xenos“.

„Xenos“ ist griechisch — es heißt „Fremder“ und „Gast“ zugleich. Der Verein, der sich diesen Namen gab, verpflichtet sich in seiner Satzung zur „Förderung ausländischer Studenten in Not an den Bremischen Hochschulen“ — weil es in Deutschland nicht eben leicht hat, wer fremd oder auch nur „zu Gast“ ist. Der Verein ist 1984 von engagierten Privarpersonen gegründet worden. „Bei uns brennt es, wir haben eine kleine Dritte Welt hier“, schlug Georgios Daniilidis damals Alarm, er ist der stellvertretende Vorsitzende des Förderungsausschusses von Xenos.

1.060 ausländische Studenten waren im vergangenen Wintersemester an der Bremer Uni eingeschrieben, 85 Prozent davon kamen aus Ländern der Dritten Welt, und die meisten von ihnen haben eine ähnliche Geschichte wie der junge Palästinenser. Anspruch auf Bafög hat nur, wer „anerkannter“ Flüchtling oder in Deutschland geborenes Gastarbeiterkind ist. Alle, die erst zum Studium nach Deutschland kommen, haben vom Staat jedoch kaum etwas zu erwarten.

Die überwiegende Mehrheit der ausländischen StudententInnen ist ganz auf sich gestellt. Wer schon Verwandte in Deutschland hat, bei denen er wohnen kann oder Eltern, die ihn wenigstens teilweise finanzieren, ist schon gut dran. Wenn aber Kriege und Bürgerkriege in der Heimat, sinkende Wechselkurse, Wirtschaftskrisen oder Inflationen den monatlichen Wechsel wertlos machen, „dann ist Xenos die einzige Organisation, die uns hilft“, bedauert Ibrahim, ein Elektrotechnik-Student. „Als im letzten Jahr die Kaffee- und Kakaopreise sanken, mir meine Eltern also nichts mehr geben konnten und ich gleichzeitig noch eine Knieoperation hatte und darum meinen Job verlor, hätte ich nichts mehr gehabt, wenn mir nicht Xenos geholfen hätte“, berichtet auch ein anderer Student aus der Elfenbeinküste.

Reich ist Xenos nicht. Als Startkapital stiftete der Bremer Juraprofessor Christoph Schminck-Gustavos seinen auf 10.000 Mark dotierten Literaturpreis von der Villa Ichon. Seitdem finanziert sich der Verein ausschließlich durch mal größere aber meist kleinere Spenden und durch die Beiträge seiner inzwischen 120 zahlenden Mitglieder. Die so gesammelten Gelder reichen nicht für Vollstipendien — 350 Mark monatlich über höchstens ein halbes Jahr oder einen einmalige Notfallbeihilfe, mehr kann Xenos nicht bieten. „Wir können nicht die Aufgaben des Staates übernehmen, wir sind nur eine kleine Rettungsinsel, wenn der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht“, sagt Daniilidis.

Aber Xenos versucht nicht nur die Finanzmisere der ausländischen Studierenden zu beheben, sondern bemühte sich auch um ein umfassendes Beratung- und Betreuungsprogramm an der Uni. Seit 1986 gibt es an jedem Fachbereich einen Ausländerbeauftragten, der sich als Vetrauensdozent um die speziellen Belange der AusländerInnen kümmert.

Rund 50.000 Mark gibt Xenos pro Jahr für 40 bis 50 StudentInnen aus und verhindert so die allergrößten Katastrophen. Zwar „hat die Uni sich so gut sie konnte eingesetzt“, bestätigt Christian Marzahn, eigentlich Konrektor der Bremer Uni, aber als Privatperson der zweite Vorsitzende von Xenos. Um jedoch die Situation der ausländischen Studenten in Bremen umfassend zu verbessern ist es nötig, „daß auch von anderen Seiten Hilfe kommt“, findet Ibrahim. „Sie sollen sich einfach mal ein bißchen für uns interessieren“. sum