Protest gegen Frauenhandel

■ Norddeutsche Frauenbeauftragte und „Amnesty For Women“ informierten

Gegen den „Frauenhandel per Katalog“ haben die Frauenbeauftragten der Städte Oldenburg und Delmenhorst sowie der Landkreise Wesermarsch und Oldenburg am Dienstag protestiert. Als Ort einer gemeinsamen Veranstaltung mit „Amnesty For Women“ wählten sie den kleinen Ort Kirchhatten nahe Oldenburg — ein Zentrum des „Handels“ mit Polinnen und Asiatinnen.

Wolfgang Blankmeister aus Kirchhatten vermittel seit 15 Jahren ausländische Frauen an deutsche Männer. Früher waren überwiegend Asiatinnen gefragt. Seit dem wirtschaftlichen Zusammenbruch der Ostblockstaaten sind Polinnen der große „Renner“. Blankmeister rühmt sich, „in fünf Jahren 4.000 Polinnen vermittelt“ zu haben.

„Amnesty For Women“ bezeichnete am Dienstag das soziale Elend der Frauen als Ursache für Zwangsprostitution und Ehehandel. Für Blankmeier dagegen ist das Geschäft mit Polinnen und Asiatinnen „eine saubere und ehrliche Angelegenheit“. Er inseriert in polnischen Zeitungen: „Hallo Mädchen, versucht euer Glück an der Seite eines deutschen Mannes.“ Die schwierige wirtschaftliche Lage in Polen beschert seinem „Institut Partnerschaft“ massenhaft Antworten. 1.100 Polinnen mit Foto hat Blankmeister katalogisiert. Für 390 Mark können interessierte Männer auswählen. Das Geschäft floriert.

„Asiatinnen, Brasilianerinnen oder Inderinnen sind für viele Männer doch einfach zu exotisch“, vermutet Blankmeister. Außerdem sind Polinnen biliger. Eine Asiatin „kostet“ 3.000 Mark. Dann muß sie auch noch eingekleidet werden. Die Polinnen dagegen „bringen ihren Pelz mit.“ Das Risiko für den deutschen Mann ist denkbar gering. „Wenn es nicht klappt, holt er sich eine Neue.“ Blankmeisters Devise: „Fangt mit einer Polin an, und wenn da nichts läuft, kann man immer noch eine Asiatin nehmen.“ Er selbst „hat“ eine Asiatin, die er als „Rolls Royce unter den Menschen“ bezeichnet.

„Das Gewerberecht läßt diese Geschäfte zu“, bedauert Annette Fischer, Frauenbeauftragte der Stadt Oldenburg. „Das zählt zum Bereich der legalen Ehevermittlung.“ Sie und ihre Kolleginnen in Delmenhorst und Wesermarsch werden immer wieder mit der Situation betroffener Frauen konfrontiert, die ohne Sprachkenntnisse gerade im ländlichen Raum mit ihren Problemen völlig alleinstehen.

„Nach der Hochzeit waren alle Versprechungen vergessen, ich habe mich wie eine Putzfrau gefühlt und war meinem Mann völlig gleichgültig“, erklärte eine 38jährige Breslauerin, die mit einem 50jährigen Delmenhorster verheiratet ist. Als er den „schlechten Exportartikel“ nach neun Monaten wieder nach Hause schicken wollte, habe sie sich „gefühlt wie ein Hund, den man auf die Straße jagt.“

Da es im norddeutschen Raum keine Beratungsstelle für die weiblichen Opfer dubioser Heiratsinstitute gibt, bieten die vier Frauenbeauftragten die Vermittlung von Hilfen an. Kontaktadresse ist Annette Fischer, Tel.: 0441/2352421. Die Kirchhattener Frauengruppe plant für den 4. Mai eine weitere Informationsveranstaltung im Cafe Machatschkala. asp