MBB-Hubschrauber bombardierten Kurden

■ Irak setzte zwei MBB-Hubschrauber gegen kurdische Flüchtlinge ein / Bremer Anteil: „Nullkommanull“

Zwei von Messerschmidt-Bölkow-Blohm in München produzierte irakische Kampfhubschrauber vom Typ BO 105 haben nach Informationen der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) kurdische Flüchtlinge

hier bitte die gefaxte

Karikatur

bombardiert. Dabei seien in den vergangenen Tagen zahlreiche alte Menschen, Frauen und Kinder ums Leben gekommen.

Der Bundesvorsitzende der GfbV, Tilman Zülch, forderte am Dienstag in Göttingen Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher auf, „angesichts dieser Mitverantwortung einer deutschen Firma an den Völkermordverbrechen Saddam Husseins ähnlich demonstrativ im Krisengebiet zu erscheinen wie seinerzeit nach den Raketenangriffen auf Israel.“

Die Nachricht über den Abwurf der aus einem Gemisch von Glyzerin, Schweröl und Phosphorsäure bestehenden Bomben nahe der türkischen Grenze habe die GfbV durch eine ihr seit 20 Jahren als „sehr zuverlässig bekannte Person“ aus der kurdischen Widerstandsbewegung erreicht.

Der Bremer Produktionsanteil am Kampfhubschrauber „BO 105“ betrage „Nullkommanull“, erklärte Lutz Ruminski, Pressesprecher der „Marine- und Sondertechnik GmbH“, eines der beiden MBB-Nachfolgeunternehmen in Bremen. Weder für die „Hardware“, den Kampfhubschrauber, noch für die „Software“, die Bedienungsanleitung, habe es Zulieferungen aus Bremen gegeben.

Zwar seien Ende der 70er Jahre im Bremer Werk die Handbücher erstellt worden für die Bedienung der militärischen Version des fraglichen Hubschraubers „BO 105“, doch seien diese Handbücher von der Bremer Logistik- Abteilung nur in deutscher Sprache und nur für den internen Ge

brauch der Bundeswehr verfaßt worden. Der Firmensprecher: „Nicht für den Export, nicht für MBB.“

Ein sachkundiges Belegschaftsmitglied der „Marine- und Sondertechnik GmbH“ berichtete der taz, es sei jedoch Usus, daß solche Handbücher als Grundlage für Folge- und Exportproduktionen benutzt würden: „Die in München nehmen das Handbuch, ändern das ab nach den Sonderwünschen des Bestellers und nach dem neuesten technischen Stand oder für Übersetzungen.“

Im Aufsichtsrat von MBB sitzt der Bremer Bürgermeister Klaus Wedemeier. Er war gestern telefonisch nicht erreichbar. Sein Sprecher Klaus Sondergeld kurz zur taz: „Aufsichtsratsmitglieder werden nicht laufend über solche Einzelgeschäfte informiert.“ Am Freitag ist in München die nächste Sitzung des MBB-Aufsichtsrates angesetzt.

Die Menschenrechtsorganisation „Gesellschaft für bedrohte Völker“ hatte seit Beginn der 80er Jahre auf den Export von MBB- Kampfhubschraubern in den Irak hingewiesen. Eine getarnte Lieferung des Typs BO 105 sei über Spanien geleitet worden, wo 24 Hubschrauber bei der MBB- Partnerfirma CASA mit Hot-Raketen bestückt worden seien. MBB habe diese Lieferung bestätigt, jedoch ohne Erfolg versucht, die Ausrüstung mit Hot-Raketen zu dementieren, teilte die GfbV mit. Der Einbau von Kanonen sei jedoch von der Schweizer Firma Örlikon-Bührle und von MBB zugegeben worden.

dpa/B.D.