Das bestellte Sofa

■ Warum Dagmar Williams, die 1.046 Mark für eine Couch ausgab, noch immer nicht Platz nehmen kann

Berlin. Das Sofa ist vermutlich jenes Möbel, welches sich in nahezu allen europäischen Haushalten findet. Die in Kreuzberg lebende Krankenschwester Dagmar Williams war von der Sitzgelegenheit so begeistert, daß sie sich im vergangenen Herbst gleich zwei Exemplare davon wünschte. Nach längerer Abwesenheit wollte sie ihre 30 Quadratmeter große Einzimmerwohnung, in der sie mit ihrem sechsjährigen Sohn Timothy lebt, neu einrichten. Also fuhr die 40jährige zu einem bekannten Einrichtungshaus in der Grenzallee, das in der Werbung »junges Wohnen« verspricht und über ein umfangreiches Warensortiment verfügt.

Doch heute verflucht Frau Williams jenen 6. November 1990, an dem sie die Kippcouch und das Funktionssofa London bezahlte. Da sie über keine Transportmöglichkeiten verfügt, wollte sie sich die Möbelstücke ins Haus kommen lassen. Die Kippcouch steht heute, wo sie hinsollte: gleich neben der Tür. Das ausklappbare Sofa ist zwar längst bezahlt (Kostenpunkt: 1.046 Mark), aber auch nach fünf Monaten noch nicht an seinem Platz.

Als die Möbelschlepper das erstemal bei Dagmar Williams klingelten, hatten die zwar das richtige Sofa dabei. Der Bezug jedoch war keineswegs der, den sie sich im Möbelcenter ausgesucht hatte. Frau Williams hatte es der Stoff Marke Palma angetan — schwarzer Grund, bunte Flecken —, der nach Angaben von Sohnemann Timothy von weitem so aussieht, als bilde er im Dunkeln flimmernde Wolkenkratzer ab. Ein paar Monate später schleppten die Packer den richtigen Bezug, aber das falsche Sofa über die Schwelle. Nun war Frau Williams richtig sauer und beschwerte sich beim Kundendienst. Der versprach sofortige Besserung, man vereinbarte einen neuen Termin: Dienstag, 9. April, 15.00 Uhr. Frau W. beeilte sich, von der Frühschicht rechtzeitig nach Hause zu kommen und fand einen Zettel im Briefkasten. Darauf stand, daß man sie leider zwischen 13.15 und 14.00 Uhr nicht angetroffen habe und ihr rate, sich wegen eines neuen Termins an den Kundendienst zu wenden. Wir werden die Serviceleistungen des Möbelkonzerns, der Frau Williams 80 Mark für den Transport in Rechnung stellte, weiter aufmerksam beobachten. ccm