INTERVIEW
: „Bundeswehraufträge entscheidend“

■ Der Chef der Krupp Atlas Elektronik, Triebold, über den Ausstieg aus der Wehrtechnik

Karl Friedrich Triebold ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Krupp Atlas Elektronik GmbH (KAE) und Vorstandsmitglied der Friedrich Krupp GmbH, die das Leitungsunternehmen im Krupp-Konzern ist.

taz: Innerhalb von acht bis zwölf Jahren würde KAE aus eigener Kraft aus der Wehrtechnik aussteigen können. Wird es dann bei KAE in Bremen tatsächlich keine Rüstungselektronik mehr geben?

Friedrich Triebold: Wenn Sie das so konsequent übersetzen würden, könnte man das so sagen. Obwohl das ein theoretisches Modell ist, aber das könnte der Hintergrund sein. Wenn wir verfassungsmäßig die Bundeswehr haben, muß sie aber auch so ausgerüstet sein, daß sie ihre Aufgaben erfüllen kann. Solange dieser Verfassungsauftrag existiert, unsere Produkte gefragt sind und sich das alles finanzieren läßt, würden wir das weiterbetreiben. Sollte dieser Verfassungsauftrag aber entfallen, trifft Ihre Frage zu. Dann gäbe es noch das Ausland. Und das können Sie vergessen, wir haben in der Wehrtechnik lediglich Exportanteile von 20, 25 Prozent. Der entscheidende Punkt ist aber, daß die Bundeswehr unsere Produkte nutzt. Alle anderen Käufer würden sich ohne die Referenz Bundeswehr zurückhalten.

Sie sagen, daß Konversionsprodukte Kostennachteile mit sich bringen. Andererseits sollen aber neue Märkte erschlossen werden. Da zählt das Kostenargument doch nicht?

Das ist richtig. Wenn Sie technologisch an der vordersten Front sind, können Sie sehr viel leichter etwas höhere Preise nehmen, als wenn Sie im Massenproduktbereich tätig sind. Zusätzlich aber muß ich ein Umdenken meiner Mitarbeiter erreichen. Die müssen von diesem Hochanspruchsniveau auf ein Anspruchsniveau kommen, wo bei guter Leistung des Produktes auch eine vernünftige Kostenstruktur sinnvoll ist.

Das Umdenken bezieht sich nicht so sehr auf das Produkt, sondern auf seine Kosten?

Völlig richtig, aber auch auf das Produkt, weil in der Wehrtechnik sehr häufig die Forderung, wie das aussehen soll, von Dritten aufgestellt wird. Hier müssen wir das Umschalten im Kopf unserer Mitarbeiter erreichen, so daß sie von sich aus sagen: „Welche Produkte kann ich konzipieren, daß sie uns der Kunde aus der Hand reißt?“

Falls Sie aus der Wehrtechnik aussteigen: Werden Sie dann für den französischen Rüstungskonzern Thomson weniger interessant?

Soweit ich weiß, hat Thomson im letzten Geschäftsjahr in den zivilen Bereichen sehr hohe Verluste gehabt. Daß Thomson Interesse hat, seinen in speziellen Sektoren stärksten Konkurrenten zu kaufen, hat Thomson häufig genug gesagt. Ich kann nicht beurteilen, ob wir für ihn weniger interessant werden. Aber ich könnte mir vorstellen, daß das der Fall ist. Interview: Dietmar Bartz