„Eßt sie, bevor sie Euch fressen“

■ Afrikas Gourmets entdecken das Krokodil/ Besonders gut: Schwanz und Maul

Harare (afp) — „Eßt sie, bevor sie Euch fressen!“ Mit diesem Slogan ist das Krokodil erfolgreich in den Restaurants von Simbabwe und vielen anderen Ländern der Welt auf den Tisch gebracht worden.

Der Export von Fleisch und Haut des Reptils beschert Simbabwe jährlich mehr als vier Millionen Dollar (6,7 Millionen Mark), berichtet der Vorsitzende der Nationalen Krokodilszüchtervereinigung, John Hutton. In der ganzen Welt gibt es nach Einschätzung Huttons nur zehn Gerbereien, die sich auf die Behandlung von Krokodilleder verstehen, drei davon in Frankreich. Um den Fleischvertrieb anzukurbeln, haben die Krokodilzüchter Simbabwes ein Kochbuch mit 70 Rezepten herausgegeben, nach denen sich das Reptil zubereiten läßt. Als besondere Delikatessen werden Schwanz- und Maulpartie hervorgehoben. Krokodilschlachtereien schießen aus dem Boden, die „strikten internationalen Hygienevorschriften“ unterliegen.

Nachdem das Nilkrokodil, die einzige in Afrika lebende Spezies des Reptils, durch das Interesse von Gourmets und Designern in den 50er Jahren fast ausgerottet worden war, erholten sich die Bestände durch rigorosen Schutz in den vergangenen Jahrzehnten. Heute tummeln sich allein um den See Kariba an der Grenze zwischen Simbabwe und Sambia 30.000 Exemplare, aus deren Nestern sich die Krokodilzüchter bedienen. 46.000 Eier entnahmen sie im vergangenen Jahr und brachten sie in 90 Tagen im Brutkasten zum Ausschlüpfen. Drei Prozent der aufgezogenen Reptilien werden nach zwei Jahren in die Freiheit entlassen, um den Fortbestand ihrer Art zu sichern. Die übrigen treten den Weg zum Schlachthof an.

Kritik von seiten europäischer Tierschützer läßt die Krokodilzüchter kalt. Zum einen seien die Reptilien äußerst fortpflanzungsfreudig, argumentieren sie: Ein Weibchen kann jährlich zwischen 40 und 60 Eiern legen und bis zu 80 Jahre alt werden. Das zweite Argument lautet, das Krokodil sei eben kein zahmes Haustier, sondern ein für Menschen und Tiere lebensgefährlicher Gegner. Für John Hutton ist der devisenbringende Verkauf von Krokodilprodukten sogar der einzige Weg, das Reptil vor der Ausrottung zu bewahren. Diese Meinung ist weniger zynisch als sie scheint: Immerhin wird so eine kontrollierte Aufzucht garantiert und der wilden Ausrottung durch Bauern und Jäger vorgebeugt.