Werder-Telefon in Australien

■ Drei heiße Nachrichten pro Tag garantiert — für 3 Mark 12 pro Minute

Werder Bremen-Manager Willy Lemke hat eine neue Geldader aufgetan. Zusammen mit der englischen Firma „Legion“ bietet die Bremer Fußball-Firma für informationshungrige Fans einen Telefonservice mit den neuesten Nachrichten aus dem Innenleben des SVW. Allerdings steht das Telefon nicht direkt in der Geschätsstelle des Clubs, sondern in Australien.

Riesenerfolge in England und ein ähnliches Projekt in Bochum hätten den Manager überzeugt, in das Telefongeschäft einzusteigen, verkündete Lemke gestern zur Vorstellung der „Hotline“. Zwischen 10 und 11 Uhr morgens hängt sich Werder-Willy an die Strippe, schickt „mindestens drei Neuigkeiten“ über den Äther nach Australien, die dort gespeichert werden und abrufbar sind. „Im Bereich der Telekom ist so etwas bisher noch nicht möglich“, erklärte der Manager den kleinen Umweg über Australien.

Der Deal läuft so: Von den 3,12 Mark, die das „Gespäch“ unter der Fernnummer kostet, kassiert 1,60 Mark die Deutsche Bundespost. Den Rest der Gebühren bekommt die australische Telephongesellschaft. Die beauftragt die englische „Legion“, dafür zu sorgen, daß die Telefonleitungen benutzt werden: Vor allem in der Nacht, denn auch Australier telefonieren nur selten, während sie schlafen. „Legion“ akquiriert also Telefonkunden dort, wo es hell ist, in Bremen zum Beispiel. Jeder Anruf an die australische Nummer wird vergütet, und Legion zahlt natürlich an Werder weiter. Wenn die Fans jetzt unter 00611 412241 anrufen, haben alle ihr Geld im Sack.

Zirka zweieinhalb Minuten läuft das Tonband am anderen Ende der Welt. Der Weg über alle Kontinente ist nötig, weil ein Ansagedienst innerhalb der Bundesrepublik noch kein Geld einbringt. Werder müßte einen normalen Mehrfachanschluß beantragen, um seine Fans topaktuell auf dem Laufenden zu halten. Die Telekom würde dem Fußball-Unternehmen allerdings keinen Pfennig bezahlen, und deshalb ist ein Bremer Info-Telefon für Willy Lemke unattraktiv.

So heiß wie die Hotline ins Känguruh-Land ist auch die Zukunfts-Vision von Lemke und seiner englischen Akquisitionsfirma: Demnächst soll der Werder-Fan nach den neuen Informationen die Möglichkeit haben, sein Ticket zu bestellen. Ein einfacher Nummerncode, nämlich die Scheckkartennummer, reicht für den Service von übermorgen dann völlig aus. mad