Programm für Abwicklung

■ Wissenschaftssenator will »abgewickelte Wissenschaftler« sozial abfedern/ Schwerpunkt in Ost-Berlin künftig beim Fachhochschulbau

Rathaus Schöneberg. In einer Aktuellen Stunde beschäftigte sich das Abgeordnetenhaus in seiner gestrigen Plenarsitzung mit der Neuordnung der Hochschullandschaft, die sich die CDU/SPD-Koalition vorgenommen hat. Das Thema wurde mit den Stimmen der Regierungskoalition gestern durchgedrückt, eine wirkliche Debatte kam nicht in Gang.

Wissenschaftssenator Manfred Erhardt (CDU) legte dem Parlament noch einmal die Grundzüge seiner Wissenschaftspolitik dar und gab bekannt, daß sich seine Behörde mit den Senatsverwaltungen für Arbeit, Wirtschaft und Soziales und den Arbeitsämtern auf ein Neun-Punkte- Programm zur sozialen Abfederung für »abgewickelte Wissenschaftler« geeinigt hat. Darin eingeschlossen sind eine Vorruhestandsregelung, ein Fachvermittlungsdienst für arbeitslose Wissenschaftler und eine Trägerorganisation für positiv evaluierte Institute der ehemaligen Akademie der Wissenschaften. Bei der Neuordnung, so der Senator, müßten sich alle Hochschulen Fragen nach der Wirtschaftlichkeit gefallen lassen. Mehrfachangebote, »die nicht zur Profilbildung« erforderlich seien, müßten abgebaut werden.

Ein Schwerpunkt des künftigen Hochschulausbaus im Ostteil der Stadt müsse im Fachhochschulbereich liegen: Dort soll etwa eine neue Fachhochschule für Technik und Wirtschaft gegründet werden. Kritik an der Wissenschaftspolitik des Senats übten die drei Oppositionsfraktionen: Der PDS-Abgeordnete Girius sprach von einer wissenschaftspolitischen Krise. Die Soziologie-Professorin Marlies Dürkop von der AL bescheinigte Erhardt immerhin mehr Kompetenz als seinen Vorgängern, kritisierte jedoch die Konstruktion der erwähnten neuzugründenden Fachhochschule und den Beschluß, die Kunsthochschule in Weißensee abzuwickeln. Der FDP-Abgeordnete und Wirtschaftsprofessor Tolksdorf forderte die Koalition auf, wenigstens einmal zu zeigen, daß der Osten eine wirkliche Chance habe. kd

Zum Beginn des Sommersemesters siehe Seite 31