piwik no script img

Standbild: Hinreißend dilet-tantig

■ "Lesbisch" Das Lesbenmagazin, FAB, Do., 22.05 Uhr

Kennen Sie Babette und Winnetou? Nein? Echt schade. Hätten Sie sich Donnerstag nacht beim FAB (Fernsehen aus Berlin) eingekabelt, wären Sie jetzt besser im Bild. Babette, „die lesbische Reiterin“ und ihr Pferd. Winnetou heißt es, weil der Babettes Kindheitsheld war, und ist natürlich eine Stute — eine lesbische Stute, versteht sich. Zusammen haben die beiden schon manches Abenteuer erlebt. So sind sie mal von Schottland bis nach Deutschland geritten und jüngst drei Wochen durch die einstige DDR. Da hatten sie große Angst, wie die Leute sie aufnehmen würden. Aber sie scheinen alles gut überstanden zu haben, sonst hätte die lesbische Reiterin Donnerstag nacht nicht so munter von ihrer Astgabel herab plaudern können.

Aber Babette war beileibe nicht das einzige Highlight in der ersten Sendung des Berliner Kabelfernseh- Magazins Lesbisch. Ein Freundinnenpaar arbeitete sich während des Kochens durch den Berliner Szenekalender der kommenden Woche, vom Sonntagsausflug der Ost-West- Lesbenfahrradgruppe bis zum Vortrag über Lesben und Aids, eine lonesome Drummerin schlug sich wacker durchs Programm. Da gab es eine Moderation aus der Badewanne, die Sprecherin züchtig bedeckt bis über die Brustwarzen mit Schaumbad und einen lasziven Solo mit Schnurren, Geräkele und Gestöhne vor einem Fernseher — hoch erotisch!

Ein komischer Heimkino-Abend für die Berliner Lesbenszene und ihre Liebhaberinnen: Oh guck mal, die M. macht ja auch mit! Ein bißchen exhibitionistisch und hinreißend dilet-tantig. Das rund 20köpfige Lesbisch-Team mit seiner Super-VHS-Kamera hat zweifellos einen Heidenspaß gehabt und würde seine FanInnengemeinde gerne noch mit vielen Sendungen (vierzehntägig donnerstags ab 22.05 Uhr) erfreuen — vorausgesetzt die Kohle stimmt. Immerhin kostet ein 55-Minuten- Magazin etliche Tausenderinnen und eine reiche Mäzenin ist noch nicht in Sicht. Daß sich die Zuschauerinnen möglicherweise nicht so prächtig amüsiert haben wie die Macherinnen liegt vielleich auch daran, daß es nicht einen einzigen „Lesbenwitz“ gab. Ein echtes Manko. Daher: Wer einen kennt, soll ihn einschicken. Die besten zehn werden prämiert.

Ulrike Helwerth

„Lesbisch“, c/o Rat und Tat (RuT), Schillerpromenade 1, W-1000 Berlin 44

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen