Frühlingsmorde: Marjorie Dorner: "Familiengeheimnisse" / Sarah Dunant: "Meine beste Freundin Elly" / Judith Kelman: "Kinder der Dunkelheit"

FRÜHLINGSMORDE

Wenn die Luft milder wird, schlagen auch die literarischen Mörder wieder zu. In diesem Frühjahr fallen besonders ein paar Autorinnen auf, die frischen Wind in den Krimi bringen. Da haben wir zunächst einmal die amerikanische College-Professorin Marjorie Dorner, die im letzten Jahr mit ihrem Erstling Herzblut nicht nur bei uns angenehm auffiel. Ihr neues Buch heißt Familiengeheimnisse. Es erzählt die Geschichte von Barbara Mullins: Die gute Barbara findet eines Tages in der Zisterne unter dem Farmhaus ihrer Eltern ein Skelett. Der Knochenmann wird sehr schnell als Barbaras Onkel identifiziert, und daß er keines natürlichen Todes starb, steht auch sofort fest — man hat ihm nämlich den Schädel eingeschlagen. Die energische Barbara fängt an Detektiv zu spielen. Doch das erweist sich schon bald als nicht ganz ungefährlich. Denn in der Familiengeschichte der Mullins liegt noch mehr als nur ein paar alte Knochen begraben, und einigen Leuten paßt es gar nicht, daß Barbara das alles ans Licht zerren will... Marjorie Dorner baut die Spannung in diesem raffinierten Thriller vor allem dadurch auf, daß sie Barbara das Puzzle ihrer Kindheitserinnerung Stück für Stück zusammensetzen läßt. Was sie als Kind erlebte, aber nicht verstehen konnte, wächst so allmählich zu einem Bild zusammen, in dem auch der Mörder seinen Platz hat.

(Kabel-Verlag)

Die Journalistin Sarah Dunant hat ebenfalls einen ausgefeilten Psychothriller abgeliefert. Das Buch heißt bei uns etwas langweilig Meine beste Freundin Elly. Der Originaltitel, Snow Storms In A Hot Climate ist da um einiges besser und treffender, denn es geht um Schnee — um die Art Schnee, die man schnupfen kann: Die kluge, zuverlässige Historikerin Marla hat sich schon immer um ihre alte Schulfreundin Elly gekümmert. Aber diesmal ist es nicht so einfach. Elly ist nämlich schwer in einen Koksdealer verknallt und steckt immer häufiger selbst die Nase in den Schnee. Marla versucht zu helfen, doch der Freundschaftsdienst endet tödlich... Sarah Dunant hat mehr von Patricia Highsmith als von Agatha Christie. Die Spannung wird getragen vom psychologischen Thrill, der aus der vielschichtigen Darstellung abgründiger Charaktere und ihrer Beziehungen entsteht.

(Schneekluth)

Wer es etwas deftiger mag, dem sei Judith Kelmans Krimi Kinder der Dunkelheit empfohlen. Hier geht es um eine Serie von Sexualverbrechen an Kindern in New York. Auf Befragen erklären die Kinder jedoch übereinstimmend, sie hätten nur einen Traum gehabt, in dem nichts Unangenehmes vorgefallen sei. Die junge Staatsanwältin Sarah Spooner versucht zusammen mit der Kriminalpolizei diese rätselhaften Verbrechen aufzuklären. Als Sarahs im Internat lebende Tochter für ein paar Tage zu Besuch nach Hause kommt, wird die Anwältin allerdings tiefer in den Fall hineingezogen als ihr lieb sein kann... (Goldmann)