WIR LASSEN SPIELEN
: Heuchel & Meuchel

■ Das Trainerkarussell dreht sich auf dem Spielbrett

Frankfurts Jörg Berger ist das jüngste Opfer, von der Eintracht schied er in Zwietracht. Meister Schulte machte in diesem Jahr den Anfang. Der Weihnachtsbraten muß ihm im Halse stecken geblieben sein und gerochen scheint er ihn auch nicht zu haben. St.Pauli brauchte plötzlich einen neuen Fußballtrainer. Den fand man in dem bei Uerdingen geschaßten Wohlers. Und siehe, die Intrige hatte sich gelohnt und führte zum Sieg bei den Bayern.

Ähnliches erhoffte man sich mit der Rochade Fuchs-Csernai bei der gebeutelten Hertha, was lediglich den Präsidentenstuhl, aber nicht den Klassenerhalt sicherte. Die Lobeshymnen auf den weitgereisten Pal erwiesen sich als Heuchelei. Er wurde wie der biedere Fuchs gemeuchelt. Dafür kam der große (Aufstiegs-)Verhinderer Neururer von Schalke 04, um in Berlin den Abstieg zu verhindern. Aber auch er konnte die müden 08/15-Kicker nicht mehr motivieren. Ein weiterer Streich wurde in Braunschweig gespielt. Statt sich auf Fußballerisches zu besinnen, wurde Trainer Streich gestrichen, was wiederum Herrn Fuchs — wir erinnern uns, der von da, wo es immer um die Wurst geht — einen Arbeitsplatz bescherte. Als vorläufig letzten traf es Volkstribun Schlappner, der in Saarbrücken schlapp gemacht wurde.

Lug und Trug wo man nur hinschaut. Heuchel und Meuchel im ganzen Bundesliga-Karussell. Heuchel und Meuchel aber auch bei Kosmos. Nicht in New York, wie die Sportfans gleich vermuten werden, sondern in Stuttgart bei Frankh-Kosmos. Dort hat Rudi Hoffmann eine Rangelei gleichen Namens vorgelegt. Leider hat er sich dabei nicht auf die aktuellen, immer wiederkehrenden Bundesliga-Intrigen bezogen, sondern ist ins ungefährliche, ständisch organisierte Mittelalter ausgewichen.

36 Spielkarten — je sechs für sechs Gesellschaftskassen — gilt es zu mischen. Anders als in der Bundesliga kann man sich seine Truppe nicht zusammenkaufen — dem Zufall sind hier Tür und Tor geöffnet — sondern pro SpielerIn sind sechs Karten zu ziehen und auf den dafür vorgesehenen Startpositionen des Spielfeldes zu plazieren. Die Spielkärtchen müssen jetzt nur noch sieben Felder weiter zu ihren Zielfeldern bewegt werden. Genauso läppisch wie beim Fußball, das Leder im gegnerischen Tor unterzubringen.

Um das zu verhindern, hat Mann (Trainer) bekannterweise das Foul eingeführt. Befinden sich zwei Spieler auf gleicher Höhe und droht der eine dem anderen zu entwischen, wird gefoult. Foulen beim Fußball die schlechteren die besseren Spieler, der Vorstand die Trainer, foult hier die höherwertige Klasse die niedere Klasse und klassenintern der Höhergestellte den Niedergestellten. Das Spiel endet, sobald der Schiri zweimal pfeift. Heuchel und Meuchel endet, sobald nur noch ein(e) SpielerIn ziehen kann, während die anderen ihre Karten im Ziel haben. Dann wird abgerechnet. Auch Meister Schulte kommt dabei nicht zu kurz. Nach letzten Informationen zieht es ihn nach Bochum. Peter Huth

Rudi Hoffmann: Meuchel und Heuchel. Franckh-Kosmos, für drei Heuchler bis sechs Meuchler ab 12 Jahre, circa DM 30,-