Togo — Deutschlands Freund in Afrika

■ Lome bietet Weißwürste und deutsches Bier, Bundesgrenzschützer und CSU-Experten

Von 1884 bis 1914 war Togo deutsche Kolonie. Auch heute noch sind die Beziehungen Deutschlands zu diesem Land besonders eng. Mit 11 Prozent des togolesischen Exportvolumens ist die BRD nach Frankreich (32 Prozent) zweitwichtigster Handelspartner. 1984 und 1989 strich die Bundesregierung Schulden in Höhe von insgesamt 295,5 Millionen Mark. Ein weiteres Abkommen am 28. November 1990 diente der Umschuldung von Krediten bundesdeutscher Exporteure, für welche die Bundesregierung Bürgschaften übernommen hatte. 8,1 Millionen Mark stellt sie nun der togolesischen Regierung für 14 Jahre zinsgünstig zur Verfügung.

Togos Polizei und Armee werden mit bundesdeutscher „Ausstattungshilfe“ unterstützt, zwischen 1988 und 1990 mit insgesamt 5,8 Millionen Mark für Pioniergeräte, Werkstätten, Ersatzteillager und Bundeswehrberater vor Ort. Der Bundesgrenzschutz schult in Lome auch Eliteeinheiten aus anderen afrikanischen Ländern, beispielsweise der Elfenbeinküste.

Eine besonders enge Beziehung zu Togos Diktator Eyadema pflegte der verstorbene bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß. Seit 1977 fließen Gelder der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung nach Togo, und bis heute wird die gesamte togolesische Verwaltung mit Material dieser Stiftung ausgebildet. Ebenfalls seit 1977 existiert eine „Bayerisch-Togolesische Gesellschaft“ mit Sitz in München.

Im Gefolge von F.J.Strauß kam auch dessen langjähriger Freund, der Rosenheimer Großunternehmer Josef März, nach Togo. März ist einer der größten Brauereibesitzer der BRD (Henninger, EKU, Tucher u.a.) und Alleinabfüller für Pepsi-Cola. Dank seiner Brauerei in Lome gibt es auch in Togo deutsches Bier und ein Oktoberfest. Sogar für Weißwürste ist gesorgt: März' „Marox“-Supermarkt mit Restaurationsbetrieb und das Lokal „Alt-München“ sind beliebte Anlaufpunkte der deutschen und togolesischen Oberschicht von Lome, vor allem wegen der Fleischspezialitäten aus eigener Farm und Schlächterei.

Die März-Farm wurde Ende der 70er Jahre von der „Bena Développement“-Gesellschaft im Gebiet der Präfektur Wawa errichtet und gab sich den Anschein eines Entwicklungsprojektes. Der damalige Direktor von Bena Développement, Herr Schneider, versprach den Bauern und Bäuerinnen, daß die Farm zur Verbesserung der Infrastruktur und zu einem erhöhten Lebensstandard beitragen würde. Eine Corned-Beef-Fabrik sollte Arbeitsplätze schaffen. Bedingung: Die Bauern müßten der Gesellschaft ein Stück Land zur Errichtung einer Rinder- und Schweinefarm überlassen. Die DorfbewohnerInnen willigten ein. Freiwillige rodeten das Land und errichteten Zäune um ein etwa 8.000 Hektar großes Terrain. Außer finanzieller Unterstützung beim Bau einer Kirche und einer kleinen Krankenstation erfüllten sich die Versprechungen jedoch nicht.

1990 sollte die Farm auf 30.000 Hektar erweitert werden. Dieses Mal wartete die Bena Développement gar nicht erst die Zustimmung der betroffenen Bevölkerung ab. Sie besetzte das Land einfach. Ein alter Bauer aus Bena: „Sie haben mir mein ganzes Land von mehreren Hektar abgenommen, meine Kaffee- und Palmpflanzungen und meine Obstbäume gerodet und abgebrannt. Das war alles, was ich zum Leben hatte. Jetzt haben sie eine Mauer aus Stacheldraht errichtet, um mich für immer an der Rückkehr zu hindern.“

Ein Armeeregiment, das in Bema stationiert wurde, sollte möglichen Widerstand der Bevölkerung schon im Keim ersticken. Wenn Bauern versuchten, ihr Land zu betreten, wurden sie von Soldaten festgenommen, verschleppt und mißhandelt.

Die Bauern und Bäuerinnen forderten daraufhin eine Entschädigung von Marox für das geraubte Land. Im Dezember deckte die unabhängige Wochenzeitung 'Forum-Hebdo‘ die Affäre auf. Verschiedene Minister und Parteifunktionäre intervenierten. Doch außer weiteren Verhaftungen und Verhören aufbegehrender Dorfbewohner ist bis heute nichts geschehen.