Bericht kritisiert Qualität der Gasmasken

Israelische Staatskontrolleurin moniert mangelnden Schutz der Bevölkerung/ Militär sieht guten Ruf gefährdet  ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin

Das Thema „Gasmasken“ sorgt in Israel weiter für Schlagzeilen. Die Staatskontrolleurin Miriam Ben-Porat, früher Mitglied des obersten Gerichts, legte gestern nachmittag einen Bericht über die Qualität der Gasmasken vor, die vor dem Golfkrieg an alle israelischen Bürger verteilt wurden. Doch nicht alles gelangte an die Öfentlichkeit: Nach einer Intervention des Knesset-Ausschusses für Staatskontrolle erklärte sich Ben-Porat bereit, einige Punkte ihrer Kritik nicht zu veröffentlichen. Das Verteidigungsministerium und das militärische Oberkommando weisen wichtige Elemente und Einzelheiten im Bericht der Staatskontrolleurin zurück.

Miriam Ben-Porat ist der Meinung, daß ein relativ hoher Prozentsatz der verteilten Gasmasken ungenügenden Schutz gegen Giftgas gewährt hätte, weil sie den Kopfgrößen der Bürger nicht angepaßt waren und so das Eindringen von Gas in die Luftwege nicht hätte verhindern können.

Nur eine Kopfgröße für Erwachsene

So gab es für Erwachsene nur eine Größe, während das Militär über eine Reihe von Maskenformen für Soldaten verfügt. In dem Bericht wurde auch die Qualität der an Kinder und Jugendliche verteilten Gasmasken kritisiert. Dies sei das „Ergebnis von Improvisationen“ gewesen, die die Träger solcher Schutzausrüstungen gefährdet hätten, wenn es tatsächlich zu einem Einsatz von chemischen Waffen gekommen wäre. Bekanntlich erhielten die Palästinenser in den besetzten Gebieten zum Großteil keine Gasmasken; gar keine gab es für palästinensische Kinder und Jugendliche.

Nach Ansicht der Staatskontrolleurin gab es zu Beginn der Golfkrise im vergangenen August mindestens 25 Prozent Gasmasken weniger, als für die israelische Zivilbevölkerung (die Palästinenser nicht eingeschlossen) benötigt wurden. Im letzten Moment versuchten die Behörden, die fehlenden Gasmasken aus dem Ausland zu beziehen und kauften (angeblich aus der Bundesrepublik) Masken für Erwachsene zurück, die vorher sehr billig, als kaum mehr verwendbare Altware von Israel abgestoßen worden waren. Der Rückkaufpreis, den die israelische Armee dabei zahlen mußte, betrug angeblich das Zehnfache des ursprünglichen israelischen Verkaufspreises.

Ben-Porat beschuldigt in ihrem Bericht die Regierung, sie habe die Finanzmittel zurückgehalten, die nötig gewesen wären, um eine entsprechende Anzahl von tatsächlich wirksamen Gasmasken einzukaufen und rechtzeitig zur Verteilung zu bringen. Und das, obwohl damals die Einschätzung bestand, daß eine unmittelbare Gefahr eines Gasangriffes gegeben ist.

Gleichzeitig veröffentlichte die Staatskontrolleurin auch einen zwei Jahre alten und damals geheimgehaltenen Bericht, in dem bereits auf die unzureichende Vorbereitung des zivilen Hinterlands für den Kriegsfall hingewiesen wurde.

In Israel wurde gestern damit gerechnet, daß die Militärbehörden eine eigene Stellungnahme veröffentlichen und den Bericht der Staatskontrolleurin zurückweisen. Die israelische Zeitung 'Davar‘ zitierte gestern unter dem Titel „Das Militär bereitet sich auf eine Schlacht um die öffentliche Meinung zum Thema Gasmasken vor“, eine führende militärische Persönlichkeit zu dem Thema mit den Worten: „Es geht hier um Vertrauen und Glaubwürdigkeit, die auf dem Spiel stehen. Es gibt nichts Wichtigeres als das Vertrauen in die israelische Armee, die Vertrauenswürdigkeit des Militärs. Der Schutz, der Staatsbürgern vor Kriegsanfang gegeben wurde, war genügend, entsprechend und den Umständen angemessen. Die Staatsbürger müssen das von uns zu hören bekommen, und wir werden deshalb gezwungen sein auf den Bericht der Staatskontrolleurin zu reagieren.“