Grüne: „Altes Pferd aus dem Stall geholt“

■ Christine Bernbacher will wieder in die Bürgerschaft / Auswärtige Spitzenkandidatin?

Sie will zurück: Christine Bernbacher, jüngst 60 Jahre alt geworden, Gründungsmitglied der Bremer Grünen Liste (BGL) 1979, Gründungsmitglied der grünen Bundespartei, Bürgerschaftsmitglied von 1983 bis 1987, kandidiert für einen Platz auf der Bürgerschaftsliste ihrer Partei. „Jetzt haben wir die große Chance, jetzt müssen die alten Pferde aus dem Stall“, erklärte die gelernte Krankenschwester und Hebamme, die vielen BremerInnen aus vierjähriger Abgeordnetentätigkeit als parlamentarisches Unikum noch gut in Erinnerung sein dürfte. „Wir werden die SPD zwingen, in bestimmten Fragen grüne Gesichtspunkte zu berücksichtigen.

Wenn die Landesmitgliederversammlung die Kandidatin am 22. April wählen sollte, will sie sich um ihre alten Politikreviere Gesundheit, Umwelt und Soziales kümmern. „Auch als ich nicht im Parlament war, sind die Leute immer noch zu mir gekommen, so daß sich im Laufe der Zeit eine ganze Menge angesammelt hat“, erklärte die Grüne der ersten Stunde ihre Funktion in der Stadt. Ihr Bekanntheitsgrad könne den Grünen die nötigen Stimmen verschaffen, um die SPD-Mehrheit erfolgreich zu knacken.

Bernbacher begann die politische Arbeit in den fünfziger Jahren mit der Ostermarsch-Bewegung. Sie war eine der ersten, die die Krankenschwestern in der Gewerkschaft ÖTV vertrat. Ihre SPD-Mitgliedschaft kündigte sie 1978 und vertrat die Grünen erstmals im Beirat Schwachhausen in den Jahren bis 1983. Nachdem sie 1987 „einen so miesen Listenplatz bekam, daß ich lieber abgelehnt habe“, arbeitete sie 1988 im Bundesvorstand der Partei. In Bremen ist sie für die grüne Fraktion im Härtefondsausschuß beim Amt für Wiedergutmachung mit der Entschädigung von Nazi-Opfern beschäftigt.

Zu ihren größten politischen Erfolgen gehört die vorbehaltlose Verankerung des Umweltschutzes in der Bremer Bürgerschaft. Als einzige wollte sie gegen eine Verfassungsänderung stimmen, die dem Staat die Aufgabe zuwies, sich „möglichst“ für den Umweltschutz einzusetzen. Nach ihrem Einspruch wurde die Unverbindlichkeitsfloskel „möglichst“ aus der Verfassungsänderung wieder herausgestrichen. Ihr Veto war deshalb so gewichtig, weil Verfassungsänderungen im Land Bremen einstimmig beschlossen werden müssen.

Zu ihren künftigen MitstreiterInnen gehören der ehemalige Bundesvorstandssprecher Ralf Fücks, Landesvorstandssprecher Dieter Mützelburg und die Fraktionsmitglieder Martin Thomas und Helga Trüpel „unbedingt dazu“. Es gebe eine ganze Menge phantasievoller PolitikerInnen innerhalb der Bremer Grünen, die in Koalition mit der SPD für grüne Striche in Bremen sorgen könnten. Neben den erfahrenen Grünen setzt Bernbacher allerdings auch auf neue Gesichter: „Es gibt genug grüne Sympathisanten, die der Partei auch noch kritisch gegenüberstehen. Die müssen wir uns heranholen“, erläuterte Bernbacher ihre Personalstrategie für das kommende dreizehnte Bremer Parlament. Innerhalb der grünen Partei geht das Gerücht von einer prominenten auswärtigen Spitzenkandidatin.

Ralf Fücks wollte gestern seine Kandidatur noch nicht bestätigen. Er hat den Entwurfe zum grünen Wahlprogramm geschrieben, von dessen Schicksal er seine Kandidatur abhängig machen will. „Ich will diese Stadt ökologisch umbauen, das ist ein Prozeß über 20 Jahre. Wenn die Bremer Grünen das auch wollen, werde ich kandidieren.“ Über den Programmentwurf wird ebenfalls auf der Landesmitgliederversammlung der Grünen am 22. April entschieden. Markus Daschner