Wohncontainer-Hersteller können nicht klagen

■ Der Markt boomt auch durch Flüchtlinge und die Nachfrage in der Ex-DDR

Hannover (taz/dpa) — Flüchtlinge, ImmigrantInnen und auch die Verelendung in der BRD selbst bescheren den Herstellern und Vermittlern von Wohncontainern volle Auftragsbücher. Weil als „Asylanten-Abzocker“ eingestufte Spekulanten oftmals die schnelle Mark mit preiswert erworbenen Projekten machen, sind einige Gemeinden nunmehr dazu übergegangen, ihre restriktive Grundhaltung gegenüber der Aufstellung von Wohncontainern aufzugeben und haben Mobilbauten-Dörfer ausgeschrieben, wie auf der Hannover-Messe zu hören war. „Wir haben bereits unsere Angebote abgegeben“, sagt Michael Frenzel, Vorstandsmitglied beim Preußag-Konzern, nach eigenen Angaben größter Vermittler von Wohncontainern in Europa.

Das Geschäft mit Mobilbauten boomt. Der gesamte Markt für die Vermietung und den Verkauf dieser Container dürfte in der Bundesrepublik ein Volumen von rund 700 Millionen DM haben. In der EG wird der Markt auf etwa fünf Milliarden DM geschätzt. Bei der Preußag geht man davon aus, daß in den kommenden fünf Jahren allein in der Ex-DDR der Mietpark von Containern ein Volumen von 20.000 Einheiten haben wird. Derzeit sind nach einer groben Schätzung in den alten Bundesländern 20.000 Wohncontainer vermietet. Der Gesamtpark dürfte in den kommenden fünf Jahren auf 60.000 angestiegen sein. Ferner verkaufen die Hersteller am heimischen Markt jährlich 30.000 Mobilbauten.

Auf dem europäischen Markt betreiben rund 400 Unternehmen die Produktion, den Verkauf und die Vermietung. Große Gesellschaften gibt es insbesondere in Frankreich und Großbritannien. Da die Unternehmen jedoch meist einen Schwerpunkt in einem der Länder haben, kann man in Europa im Grunde genommen nicht von Marktführern sprechen. Die Preußag mischt über ihre Hamburger Tochter VTG mit der französischen Algeco kräftig mit. VTG-Chef Klaus-Jürgen Juhnke: „Wir haben die Logistik, um Unterbringungsprobleme in Europa auf mobile Weise schnell zu lösen.“

Große europäische Hotelketten haben den Wohncontainer entdeckt, um das Angebot an Hotelbetten auch in der Ex-DDR schnell zu vergrößern. Damit soll das untere Marktsegment der Hotelgäste schnell abgedeckt werden. Schwierigkeiten gibt es offenbar aber noch mit dem Brandschutz, so daß dieser Teilmarkt nur langsam in Bewegung kommt. Wohncontainer wurden früher fast ausschließlich auf Baustellen eingesetzt. Heute finden sie vermehrt im industriellen Bereich zum Beispiel als Büroräume Verwendung. Sie entsprechen in einem anderem Design und in gehobener Ausstattung mit Klimaanlage auch höchsten Ansprüchen, meint die Branche. Nach wie vor dürfte aber die Bauwirtschaft der größte Kunde der Branche bleiben.