INTERVIEW
: „Das Feuer von oben ausmachen“

■ Holger Lüdeke, Heizungsbauer aus Northeim,will den brennenden kuwaitischen Ölquellen einen „Feuerhut“ überstülpen

taz: Wie kamen Sie auf die Idee, sich an der Diskussion über das Löschen der Ölfeuer in Kuwait zu beteiligen?

Holger Lüdecke: Immer dann, wenn ich im Fernsehen die Bilder von den brennenden Ölquellen gesehen habe, konnte ich nachts nicht schlafen. Ich hatte regelrechte Alpträume und malte mir die Katastrophe in immer schlimmeren Dimensionen aus. Dann hab' ich es nicht mehr ausgehalten, bin aufgestanden und hab' eine erste Skizze von dem Feuerhut entworfen.

Was hat es denn damit genau auf sich?

Das Feuer muß von oben ausgemacht werden. Ich denke an eine große Glocke, eine stählerne Halbkugel, die dem Feuer von oben übergestülpt wird. Deswegen Feuerhut. Das Prinzip basiert darauf, daß der Flamme die Nahrung, der Sauerstoff also, entzogen wird und der Brand so erstickt. Die Glocke hat in der Kuppel zwei Ventile. Eines davon ist schon geöffnet, wenn der Feuerhut heruntergelassen wird. Sobald der Sauerstoff im Innern verbraucht ist, schlägt die Flamme durch die offene Leitung nach außen. Dann wird das Ventil durch einen Schnellschieber geschlossen und die Flamme damit vom Bohrloch getrennt.

In Kuwait geht es aber nicht um Lagerfeuer, sondern Ölbrände mit großer Hitze- und Druckentwicklung. Wie wollen Sie verhindern, daß die Stahlkuppel explodiert oder weggedrückt wird?

Zum einen muß durch Rohrleitungen Wasser zugeführt werden, das den heißen Sand und den Feuerhut selbst ununterbrochen kühlt. Die Kühlung ist wichtig, damit sich das Ölgasgemisch nicht von selbst entzündet, wenn durch Reißleinen oder eine Automatik das zweite Ventil aufgemacht wird, durch das der Druck entweicht. Das erste Ventil muß man gleichzeitig schließen. Die Flammen verlöschen dann, weil kein Sauerstoff mehr nachkommt.

Und wenn der Feuerhut hochgehoben wird, dann bricht das Feuer erneut aus?

Nein, eben nicht. Das wird ja dadurch verhindert, daß Wasser und Löschmittel in die Glocke gepumpt werden. So bleibt die Temperatur von Stahl, Sand und auch vom Bohrlochrand niedrig. Natürlich muß das Loch danach mit einer Quetschverbindung geschlossen und verfüllt werden.

Von der Seite kann aber nach wie vor Luft eindringen.

Am unteren Rand des Feuerhutes müssen starke Bleche angeschweißt werden, die sich in den Wüstensand bohren, wenn die Kugel ausgeklinkt wird. Dann kann der Sauerstoff reinkommen.

Wie wollen Sie den Feuerhut denn überhaupt in die Luft kriegen?

Die Glocke ist aus Stahlplatten zusammengeschweißt und wiegt, bei einem Durchmesser von zehn Metern, schätzungsweise 30 Tonnen. Die großen Hubschrauber können sogar Panzer transportieren, die 30 bis 40 Tonnen wiegen. Das dürfte also kein Problem sein. Und wenn Seile von 300 Metern Länge benutzt werden, dann gerät auch der Hubschrauber nicht in Gefahr.

Aber die Besatzung kann wegen des Rauches nichts sehen.

Stimmt. Dann muß der Hubschrauber eben über Funk genau dirigiert werden.

Was für Reaktionen gab es denn auf Ihren Plan?

Ich habe die Skizze und die Beschreibung von einem befreundeten Ingenieur am Max- Planck-Institut überprüfen und durchrechnen lassen. Auch die kuwaitische Botschaft in Bonn hat positiv reagiert.

Wie denn?

Die haben mir die Adresse eines Ingenieurbüros in Saudi-Arabien genannt, das die Löscharbeiten koordiniert. Die Idee mit dem Feuerhut ist dahin per Luftpost unterwegs. Mir würde es schon reichen, wenn die zumindest Teile meiner Idee übernehmen. Interview: Reimar Paul