Einöde in Gelee!

■ Die Bremer Musikszene brummt, der Plattenbär ist los und Roland Kaiser auch

Musik aus Bremen wird durch hübsche Namen erst richtig schön, da machen Jelly Phlegma keine Ausnahme. Die fünf hanseatischen Rock 'n' Roller haben ihre erste LP „Motorcycle Maniac“ beim Bremer Aktiv-Label Strange Ways Records herausgebracht. Daß in sich schlüssige Platten auch hierzulande möglich sind, mußten die Gelee-Rocker zwar nicht mehr beweisen, aber sie bestätigen es wieder einmal. Harter Gitarrensound mischt sich bei ihnen mit Texten aus der Welt des ganz normalen Wahnsinns. Das Titelstück deutet es schon an, und spätestens bei „I prefer to live as a bad hippie than to die as a good german“ wird klar: Da kommen uns HörerInnen fünf junge Bremer mit Sendungsbewußtsein. Wer sich mit rhythmisch dicht aufbereiteten Themen wie dem „riechenden Seifenwasser“ oder „Eastern in the deathhouse“ näher befassen möchte, ist bei Jelly Phlegma gut aufgehoben.

Daß die hiesige Musik-und besonders die Plattenszene brummt, beweisen auch dreizehn Nord-Bremer Bands, die ihr gemeinsames Rillenwerk morgen abend, Freitag, 19.4. ab 19.30 Uhr in der Kesselhalle im Schlachthof vorstellen. „Perlen der Einöde“ nennen sie ihren Sampler, und ob sie damit Recht haben, wollen sie nacheinander im 20-Minuten-Takt auf der Bühne beweisen. Auch im Umkreis Vegesack-Farge-Platjenwerbe wird eifrig an Klangkombinationen gebastelt, ebenso wie an wohlklingenden Namen zur Präsentation derselben. Das Festival der Plattenveröffentlichung im Schlachthof werden 14 Bands bestreiten: Dispomaniacs, Lunatic Grin, Anal, Jerk Absurd, Sandcastle 5, Eaten Cotten Candy, Grey Flowers, Acid Diversion, Die Straße, Euphoria, In Chains, Kidney Bean, Meat und Das Tribunal. Bei einer geplanten Rein-Spielzeit von viereinhalb Stunden dürften die acht Mark Eintritt gewinnbringend angelegt sein, denn wo gibt es schon eine Gruppe für 57 Pfennig zu hören? Warum ausgerechnet zur selben Zeit im JFZ Friesenstraße die Bands Orange Inn und Eintöniges Darmziehen auftreten müssen, bleibt ein Geheimnis der Veranstalter.

Am Sonnabend, 20. 4., sollten die FreundInnen der populären Live-Musik keine Mördergrube aus ihrem Herzen machen, sondern ganz einfach würfeln. Schließlich gilt es, sich zwischen dem unvergleichlichen Roland Kaiser in der Stadthalle (20 Uhr) und den Speedniggs sowie der Kalifornierin Sylvia Juncosa im Hastedter Wehrschloß entscheiden zu müssen. Frau Juncosa singt und spielt ihre Gitarre solo, „hardcore-mäßig“, wie es kürzlich ein Fan formulierte. Da fällt der Entschluß nicht leicht. Cool J.F.