Standbild: Zu wenig Puste

■ "... bis Montagmorgen", Di., 16.4., ZDF, 22.10 Uhr

Was tun, wenn einen der Freund am Freitagabend hängen läßt und man feststellt, daß der Liebste offenbar schon Besuch hat? Man ruft die beste Freundin an. Doch vorher zeigt man's dem Kerl, zerschmettert die mitgebrachte Champusflasche auf dessen Motorrad, bohrt die Scherben in den Sattel und gibt der Maschine einen Tritt. Die Freundin, gerade dabei, ihren lustlosen Lover doch noch rumzukriegen, eilt der Gehörnten zur Seite.

Was tun mit dem angebrochenen Abend? Die beiden Berlinerinnen — dargestellt von Linda Stadler und Gabi Schmalz — gabeln einen Touristen mit flottem Auto und Tübinger Kennzeichen auf. Nach kurzer Zeit ist das Männlein sternhagelbesoffen, und die Frauen verfrachten ihn fürsorglich in seinem Hotelbett.

Keine Frage, was sie nun tun werden: Sie haben das Auto samt der Schlüssel, und sie haben Geld. Die eine erleichtert den schnarchenden Provinzler noch eben schnell um tausend Mark.

Die Chance für die beiden nicht eben verwöhnten jungen Frauen — die eine ist Klofrau, die andere Verkäuferin in einer Videothek. Ab geht's ins Wochenende ... bis Montagmorgen, so der gleichnamige Film von Tamara Staudt. Zeit für eine Spritztour nach Stralsund. Warum gerade dorthin, bleibt leider das ungelöste Geheimnis des Films.

Was dann kommt, ist die pure Tristesse. Der Traum vom Super- Weekend endet auf dem Treppenabsatz eines Mietshauses, wo die beiden inzwischen völlig ab- und ausgebrannten Frauen die Nacht verbringen und am Morgen eine Postbotin beklauen.

Es gibt schöne Szenen in diesem Film: die Körperlichkeit der beiden Frauen, wie sie sich aneinanderkuscheln oder gegenseitig Unglücksmeldungen aus der Zeitung vorlesen. Die beiden können handeln, einen draufmachen, miteinander sprechen können sie nicht. Das ist gut beobachtet und liebevoll in Szene gesetzt, für einen siebzig Minuten langen Film reicht das nicht.

Tamara Staudt, Drehbuchautorin und Regisseurin dieses Films und Absolventin der Deutschen Film- und Fernsehakademie, hat sich mit ihrer Abschlußarbeit übernommen. Der komödiantische Beginn paßt nicht zu der immer sentimentaler werdenden zweiten Hälfte des Films. Warum die Langeweile und Kontaktlosigkeit der beiden Frauen ausgerechnet mit dem abgedroschenen Mittel einer langen Autofahrt darstellen? Wozu die Ärmlichkeit ihres Lebens auch noch mit dem Ambiente der verblichenen DDR unterstreichen?

Es hätte vielleicht ein schöner Film werden können, wenn sich Tamara Staudt mehr Zeit gelassen hätte. So vermittelt ihr Erstlingswerk den Eindruck, als sei ihr beim Drehbuchschreiben nach der ersten Hälfte die Puste ausgegangen. Heide Soltau