Gestolpert-betr.: "Gespräche in der Art eines runden Tisches", Interview mit Konrad Weiß (Bündnis 90), taz vom 13.4.91

betr.: „Gespräche in der Art eines runden Tisches“, Interview mit Konraß Weiß (Bündnis 90),

taz vom 13.4.91

Nun, lieber Konrad Weiß, da lese ich doch Dein Interview und stolpere. Stolpere, stutze und lese gründlicher (manchmal, weißt Du, schafft's Mensch eben nur diagonal). Also lese ich: „Wir sind im Unterschied zu den Grünen Realisten und sehen, daß nicht alle Entscheidungsfindungen öffentlich stattfinden können.“

So. Jetzt stutze ich zwar nicht mehr (hab's ja nun intus), aber so richtig gut fühle ich mich nun auch nicht. Wieso? Irgendwo ist (war?) doch so 'ne Art Selbstverständnis — und da gehört(e?) Offenheit, Öffentlichkeit und Durchschaubarkeit (jedenfalls für mich) dazu.

Aber wahrscheinlich geht das so: Das Volk wählt (geheim), gibt seine Stimme (im wahrscheinlich wahrsten Sinne des Wortes) ab, und die Gewählten dürfen (müssen?) es dann auskaspern (nun nicht etwa denken, daß dies abwertend gemeint wäre) — natürlich auch geheim, oder besser: nicht öffentlich. Warum auch?

Vielleicht würde dann die Wählergemeinde sehen (und begreifen), was mit der abgegebenen Stimme alles gemacht werden kann. Und gemacht wird. Na, vielleicht versteh' ich's auch nicht so richtig und für die Volksgemeinde wäre das Hick-Hack (das Öffentliche) unfaßbar oder so. Wichtig ist doch, was rauskommt! Und daß was rauskommt (im nicht öffentlichen), dafür gibt's ja wohl auch genügend Beispiele. Zugegeben: solche und solche.

Vor allem kann mensch dann feststehende (und vielleicht schon festgeschriebene) Resultate so prima im Sinne und Interesse des (dann wieder zugelassenen) Volkes korrigieren, falls das nicht einverstanden sein sollte. Aber wann kommt das schon mal vor, denn Vertrauen ist doch was schönes.

Na und der Realitätssinn macht die Grünen doch zu einer der konventionellsten und konservativsten Vereinigungen wo gibt (stammt aber nicht von mir), denn irgendwo wollen wir doch vor allem eines: Daß diese Erde auch für die nächsten Generationen zumindestens noch so bewohnbar ist wie jetzt (im weiteren Sinne). Daß dazu natürlich mehr gehört, versteht sich für mich von selbst. Aber wem sag' ich das?

Abschließend noch eine Frage, werter Konrad Weiß: Wer ist „wir“? Die Bundestagsfraktion (sag' ich jetzt einfach) heißt doch wohl „Bündnis90/Grüne“? Ist doch die Realität, oder? Olaf Meyer, Die Grünen in Sachsen Stadtverband Dresden,

Mitglied des StaVo