The New Fast Automatic Daffodils

■ Tanzmusik, die keine wäre, wäre nicht alles Tanzmusik

Axel Schulz vom Loft ist Realist. Er weiß, daß es schwer sein wird für die New Fast Automatic Daffodils, zeitgleich mit den Pet Shop Boys und den Godfathers massenziehend zu bestehen. Wie an einem Ostersamstagabend bootet das Programm um die Wette. Die Deutschlandhalle sendet eine Galashow, Quartier Schweiß und Blut und Sex und Crime, und im Loft gibt es die schrillere Kultur à la Famile Schmidt für Minderheiten. Ab und zu bleibt die Fernbedienung tatsächlich für ein paar Sekunden bei den Tunten kleben.

So oder ähnlich könnte es den New Fast Automatic Daffodils, den »Neuen Schnellen Automatischen Gelbnarzissen« ergehen, hätten sie nicht den vorauseilenden Ruf, diesen einen, diesen Rave, den ihnen Pothead- und Flattopträger kreuz und quer seit Manchester hinterherkrähen. Dabei ist der Rave der New FAD oder SAGN gar nicht mehr deren einer, die sich im vergangenen Herbst durch die Clubs hopsten oder wahlweise Ecstacy-trunken schleppten. Sie klingen immer noch wie die anderen sehr geläufig nach den zu früh verblühten Teardrop Explodes oder dann und wann dem schrotigen Gitarrenstolperfunk der Gang Of Four verwandt.

Aber an ihrem Mischpult zaubert kein gewitzter DJ schnippisch an den mühevoll eingetrommelten Beatrhythmen, um sie nach Tanzart umzumodeln. Sie spielen im Grunde Tanzmusik, die keine wäre, wäre nicht alles Tanzmusik auf der Insel, auf der sie beheimatet sind, aber das sollen der Briten Sorgen sein.

Daß sie sich in Manchester begegnet sind — das gehört mittlerweile zur Biografie jeder halbwegs erfolgreich werdenwollenden Band. Weniger die unspektakuläre Gangart durch die Institutionen des Hypes, die sie eingeschlagen haben — keine Clubriots, keine Trendfigurenfrisuren, keine höhenfliegenden Hammerhits. Einer vielleicht, »Big«, ein wunderschön dahingroovendes Stück plätschernden Ritualhalluzinierens mit Fuzz- WahWah- und Flange-Gitarren, die sie aus dem besten aller Can-Stücke hätten herausgeschnitten haben könnten.

Und dann verwundert doch wieder eine Überlieferung: Im Winter, als Spex in Hamburg Geburtstag feierte, waren vor einem 2000köpfig tosenden Publikum die acidsauren LFO nicht erschienen. Dafür spielten die New Fast Automatic Daffodils ihren Set nochmal, und niemand hat's gemerkt und alle fanden's gut.

Schön wäre natürlich, sie würden sich heute erneut ekstatisch wiederholen, dann hätte man einen Nachschlag auf den pet shoppenden Hauptgang. Die Erdbeeren wird zu fortgerückter Stunde aber DJ Motte anrichten, der dann die New Fast Automatic Daffodils an den Plattentellern partyend unterstützt. Harald Fricke

Um 20.30 Uhr im Loft