Mac Man talking melancholic Endwords

■ Chris O'Neills Samuel Beckett - Collage auf Deutschlandtournee

Wer Texte und Figuren von Samuel Beckett bislang als sehr abstrakt empfunden hat (und dies nicht mochte), kann im Theater Freunde der Italienischen Oper eine angenehme Überraschung erleben. Weg von deutscher Herumdeutelei zeigt der Ire Chris O'Neill einen Beckett-Abend, der es in sich hat: »Endwords«.

Klein, schmal, in einem geflickten Anzug und dem zerrissenen Zylinder auf dem Kopf trippelt Chris O'Neill über die karge Bühne. Mal sitzt er, mal steht er oder schaut in einen Mülleimer und — erzählt. Nicht mehr und nicht weniger, und das genügt.

Mac Man nennt sich seine Rolle, ein Tramp, der kurz vor seinem Tod einige Stationen seines Lebens nochmal vor seinem geistigen Auge Revue passieren läßt. Bilder aus seiner Vergangenheit leben kurz auf und genausoschnell verschwinden sie auch wieder.

Mac Man führt Zwiegespräche mit seiner ersten Liebe, erinnert sich an Vater und Mutter und die letzte Frau in seinem Leben. Geschickt behält er dabei seine Zuhörer im Auge. Immer wieder versucht er, sie als Verbündete auf seine Seite zu ziehen. Und das gelingt. Chris O'Neill spielt eine wunderschön komisch-melancholische Figur, der man sich nicht so leicht entziehen kann.

»Endwords« ist eine geschickt zusammengestellte Collage, die den Eindruck erweckt, es handle sich um eine erzählte Geschichte mit Anfang und Ende. Szenen aus »Endgame«, »Waiting for Godot« oder »Krapp's last Tape« ergänzen sich, ohne daß ein abrupter Übergang zu spüren wäre. Spürbar ist dagegen das, was Beckettproduktionen hierzulande oft vermissen lassen: eine lebendige Geschichte von einer sehr lebendigen Bühnenfigur erzählt, und letzteres natürlich auf Englisch. Oder besser: Irisch.

Wer Angst hat, dieser Sprachfärbung, die nur noch entfernt etwas mit unserem Schulenglisch zu tun hat, nicht folgen zu können, braucht sich in solchen Momenten nur zurückzulehnen, Chris O'Neill beobachten und auf den wunderschönen Klang dieser Sprache hören. Und wird dann doch verstehen. Nur noch Freitag und Samstag um 20.30 im Theater Freunde der italienischen Oper. Anja Poschen