Polens Presse kritisiert deutsche Polizei

Passives Verhalten bei Ausschreitungen gegen Polen vorgeworfen  ■ Aus Warschau Klaus Bachmann

In Polen nimmt die Kritik am Verhalten der deutschen Sicherheitskräfte angesichts von Übergriffen gegen polnische Reisende zu. Nachdem nach der Grenzöffnung am 8. April positive Stimmen in der Presse überwogen und den Ausschreitungen von Skins besonders gegen einen polnischen Reisebus aus Schlesien in der Nacht zum 8. April wenig Raum gewidmet worden war, kritisieren die Medien jetzt immer häufiger das passive Verhalten der deutschen Sicherheitsbehörden. Sowohl die 'Gazeta Wyborcza‘ als auch die Warschauer Tageszeitung 'Zycie Warszawy‘, die im ganzen Land verbreitet wird, unterstreichen, daß es den Behörden nur gelungen sei, einen kleinen Teil der Täter festzunehmen. Gegen die Übergriffe der Skins sei die Polizei nicht vorgegangen, „die standen da und sahen zu“, erklärte ein Augenzeuge dem polnischen Rundfunk. Aus Protest gegen die Übergriffe habe der Bürgermeister der polnischen Nachbargemeinde von Frankfurt/Oder die grenzübergreifende Zusammenarbeit bis auf weiteres ausgesetzt. Er fordert inzwischen vom Warschauer Außenministerium, es solle offiziell bei den deutschen Behörden protestieren. Darauf hat das polnische Außenministerium inzwischen reagiert und in Bonn um eine Erklärung der Angriffe gebeten. Der deutschen Polizei werfen sie vor, „nicht allen Polen bei ihrer Einreise nach Deutschland volle Sicherheit gewährleistet zu haben“.

Ausdrücklich wird jedoch betont, daß man in Polen die Aufhebung der Visumpflicht begrüße und der visafreie Verkehr bisher „ohne wesentliche Stürungen“ verlaufe. Es habe nur „einzelne Zwischenfälle“ an der Grenze gegeben. Mit Beunruhigung wurden in Polen auch Meldungen aufgenommen, wonach bewaffnete Banden sich auf das Ausrauben polnischer Touristen auf der Autobahn zwischen Berlin und Frankfurt/Oder spezialisieren. Eine achtköpfige Bande, die mit zwei Autos unterwegs sei, habe bereits zweimal polnische Reisende auf den Randstreifen abgedrängt und mit vorgehaltener Pistole ausgeraubt.