B&B sollte bei Daimler moderieren

■ Die pekuniären Begehrlichkeiten und der Ruf des Bremer Senders

Die Popularität prominenter Moderatoren ist käuflich, das scheint für Media-Agenturen selbstverständlich zu sein. Die Agentur des Bremer Daimler-Händlers, Media Master, wollte für 4000 Mark den Moderator Achim Kinzel für die Vorstellung der S-Klasse der Limousine verpflichten. Nachdem Kinzel eine Absage erteilen mußte, drehte die Agentur dieselbe Radio-Bremen- Nummer noch einmal und fragte ein Zimmer weiter: Britta Nickelsen, seit Januar auf dem Bildschirm als Buten&Binnen-Moderatorin, bekam das Angebot.

Britta Nickelsen beantragte eine Genehmigung für die lukrative Nebentätigkeit beim zuständigen Programmdirektor Fernsehen, Rüdiger Hoffmann. Der unterschrieb. Böswillige Zungen sagen, der Präsident des Bremer Reitverbandes sei vom Pferd gefallen und gerade nach Genesung in den Sender zurückgekehrt, nichts von der neuen Tarifvereinbarung ahnend. Er ahnte auch nicht, daß bei Buten&Binnen für die journalistische Moral andere Maßstäbe gelten als im Direktorium des Senders.

Denn nach dem seit 1.1.1991 gültigen Tarifvertrag müssen Nebentätigkeiten vom Hause schon dann untersagt werden, wenn sie eine „Vermarktung der Rundfunkpopularität des Arbeitnehmers“ darstellen — „insbesondere in der Werbung“. Also nicht nur in der Werbung.

Um Nebentätigkeiten hat es bei Buten&Binnen früher schon internen Krach gegeben. Im Sommer vergangenen Jahres war Jörg Wontorra während der Pause eines von ihm selbst moderierten Weltmeisterschaftsspiels als Agent für eine bestimmte Uhrenmarke aufgetreten. Gerüchte sagen, für ein Steffi-Graf-Interview sei er von der Agentur des Tennis-Stars mit 50.000 Mark gesponsort worden.

Bei Achim Kinzel ist die Liste der Nebentätigkeiten so lang, daß kaum vorstellbar ist, über welches Thema er noch unvoreingenommen moderieren könnte. Nicht nur die Schausteller können ein Lied davon singen, auch der Eisenbahner-Bau- und Sparverein, der Heilpraktikerverband, der Astrologe Alexander Morin, die Beamtenbaugesellschaft, das Parkhotel, die Neue Heimat, last not least Becks-Bier.Brauerei.

Bei Radio Bremen ist das nur zu gut bekannt. Solange der namensverwandte Ulrich Kienzle als Chef von Buten&Binnen im Hause war, wurde die Post an Achim Kinzel aufgrund von Namensverwechslung hin und wieder an den falschen Namen adressiert. Moderatoren, die nach Achim Kinzel im Hörfunkstudio Dienst tun, bekommen auch heute noch einschlägige Anrufe, Ulrich Kienzle weiland sogar Mahnbriefe von Nordmende. Die Firma hatte Achim Kinzel durch kostenlose Überlassung einer Video-Anlage für eine Nahost-Reise an sich gebunden. Rosi Roland