Nicht Dachziegel, sondern Farbeier

■ taz v. 2./9.4.91 — Hausbesetzungen in Bremerhaven

In den taz-Artikeln über die Hausbesetzungen in Bremerhaven werden Behauptungen aufgestellt, die nichts mit der Realität zu tun haben.

Es ist eine Lüge, daß bei der 1. Besetzung weder Verbarrikadierungsmaterial noch Schlafsäcke oder Lebensmittel vorhanden waren: all dies wurde zuvor organisiert. Der Grund für den Abriß des Hauses in der Hafenstr. 227, der Ausbau der Hafenstaße, wurde zur Täuschung der Öffentlichkeit progagiert. Der Ausbau beginnt in ca. 2 — 3 Jahren, insofern ausreichend Geld dafür vorhanden ist.

Wenn die taz schreibt, daß alle BesetzerInnen einen festen Wohnsitz haben, so ist das nur die halbe Wahrheit. Der hier konstatierte „feste Wohnsitz“ ist bei den meisten BesetzerInnen nur eine Meldeadresse und kein Wohnraum.

Die von der taz wiedergegebene Einschätzung der Bullen „die Aktion ist eine autonome Variante des Ostermarsches, um auf das Problem der Wohnungsnot aufmerksam zu machen“, verkennt die Tatsache, daß einige BesetzerInnen selbst stark Betroffene sind. Die Unterstellung, daß wir eine Villa besetzt haben, ist dreist und beweist eine schlechte Recherche. Vielmehr handelt es sich um ein Mehrfamilienhaus mit ausgedientem Pferdestall. Dieses Domizil befindet sich nicht im Stadtteil „Lehe“ sondern „Mitte“. Seit 6 Jahren steht dieses Haus leer und befindet sich in einem dementsprechenden Zustand.

Das Haus wurde vor 2 Jahren schon mal besetzt. Die „vereinzelten körperlichen Auseinandersetzungen“ gingen von den Bullen aus. Die BesetzerInnen wurden bei der Räumung geschlagen und getreten. Auf Frauen wurden sexistische Übergriffe verübt. Die anrückenden Schergen wurden nicht mit Dachziegeln, sondern mit Farbeiern und Eierkohlen begrüßt.

Wir stellen fest, daß wir uns in der taz und in der Art ihrer Berichterstattung nicht geirrt haben.

Die BesetzerInnen