Die »Metropolis«-Show

Martin-Gropius-Bau. Endlich! Nun haben auch Erwachsene ihr Weihnachtsschaufenster und Kunstfreunde ihr Möbelhaus mit Echtheitszertifikaten: Gestern abend wurde im Martin-Gropius- Bau die Ausstellung Metropolis eröffnet, mit der der Ausstellungsregisseur Christos M. Joachimides eigentlich die internationale »Kunst am Anfang der neunziger Jahre auf den Punkt bringen« will. Herausgekommen ist bei der 5-Millionen- DM-Darbietung mit 72 mehr oder weniger teuren Künstlern aus vielen Ländern eine Renommierschau für die Pseudo-Kunstmetropole, weshalb der Regierende Kulturkürzer Eberhard Diepgen sich auch als Eröffner darstellte.

Bis 21. Juli können nun die erwarteten Massen durch den theatralisch verkunsteten Kitsch der Neunziger schlendern, den nichtvorhandenen Kaufhaus-Musikteppich immer schon im inneren Ohr, die gute Laune im zufriedenen Gesicht — und den Urgroßvater Marcel Duchamps womöglich im Geiste. Viel bekümmere sich die Kunst um »die Stadt« wie Joachimides wissen ließ, besonders am Herzen liegen ihr dabei Fragen der Inneneinrichtung und der Freizeitgestaltung: Tapeten-Wand ohne Bild von Maria Eichhorn, ein ganzer Roter Raum mit Kamingeräusch von Katharina Fritsch, Herdplattenbilder von Rosemarie Trockel (womit schon fast alle Frauen genannt wären), Elefantenfußschemel von Haim Steinbach oder Bibliotheksregale im fotografischen Farbhochglanz von Clegg & Guttmann bis zu Stapelliegen von Franz West. Künstleranweisung: »Benutzen Sie doch die Pritschen zu einem Liege- oder Sitzakt und entledigen Sie sich bitte vorher Ihres Schuhwerks«.

Im Innenhof des Martin-Gropius-Baus lockt hingegen die große Sicht auf's Leben: dort liegt Cythera, Watteaus Idealland, nun in Form einer Pergola aus Kunststein, Edelstahl, Linoleum und Neon. Gleich dahinter hängen Fotos der Villa Malaparte von Günther Förg. Das ist dann zwar Ischia — und auch nicht schlecht. Oder wie sagte Joachimides: Es geht nicht um Trends, sondern um »Schönheit, Theater, Alchemie«. Riedle