SAMSTAG: Frau mit Vergangenheit / Tee im Harem des Archimedes / Mord aus zweiter Hand / Blues Cop / Schrei der Gehetzten

FRAU MIT VERGANGENHEIT

Auf anrüchige Frauenrollen war Susan Hayward spezialisiert, und es verwundert nicht, daß die Produzenten ihr die Rolle eines — in verschämt katholischer Diktion — „Stundenmädchens“ übertrugen. Als solches heiratet sie einen Politiker und nimmt an seiner Seite massiven Einfluß auf die Politik. Wenn der Film nicht schon 1961 gedreht worden wäre, könnte man vermuten, Nancy Reagan habe Pate gestanden...

(Hessen 3, 20.00 Uhr)

TEE IM HAREM

DES ARCHIMEDES

Der aus Algerien stammende Madjid und sein französischer Freund Pat leben in einem der Betonsilos vor den Toren Paris. Beide sind arbeitslos und haben wenig Möglichkeiten, etwas dagegen zu tun. Sie verdienen sich ein paar France durch kleinere Gaunereien und vertreiben sich die Zeit mit Drogen, wilden Streichen und lieblosem Sex. Nicht mehr als ein aus Langeweile unternommener Bubenstreich ist auch der Diebstahl eines Autos, mit dem die Clique ans Meer fährt. Doch der harmlose Ausflug bringt sie in Konflikt mit der Polizei. Der Autor und Regisseur Mehdi Charef ist selbst Sohn eines algerischen Einwanderers und kennt das Milieu seines Films aus eigener Erfahrung.

Tee im Harem des Archimedes ist der erste einer Reihe mit Filmen des „Cinema Beur“, die die Nordkette in den nächsten Wochen in lockerer Folge im Programm hat. „Cinema Beur“ bezeichnet das Filmschaffen arabischer Einwanderer und damit eine von vielen Ausdrucksformen der Immigranten-Subkultur, die als Reaktion auf die Ausgrenzung durch die französische Gesellschaft entstand.(Nord 3, 22.40 Uhr)

MORD AUS ZWEITER HAND

Stephen Rojack ist Fernsehjournalist und seines Erfolges und seiner Unbestechlichkeit wegen in weiten Kreisen unbeliebt. Da kommt es einigen seiner Gegner ganz recht, als Rojack in Verdacht gerät, seine Frau ermordet zu haben. In Großbritannien lief der Film unter dem Titel See You in Hell, Darling, der US-Originaltitel lautet An American Dream, und so unentschieden wie die drei Betitelungsversuche ist das Werk denn auch.(ZDF, 23.30 Uhr)

BLUES COP

Mit Wahl der Waffen lieferte Alain Corneau 1981 ein herausragendes Beispiel für den französischen Gangsterfilm. Wie jener steht auch Blues Cop in der Tradition der „Schwarzen Serie“. Der introvertierte Willie ist bei seinen Kollegen wie in Unterweltskreisen wegen seiner Unberechenbarkeit und unbeherrschten Vorgehensweise gleichermaßen unbeliebt. Drogengangster legen falsche Beweise aus, um den unbarmherzigen Einzelkämpfer zu diskreditieren. Eine farbige Prostituierte, in die sich Willie verguckt hat, könnte ihn entlasten...(ARD, 0.20 Uhr)

SCHREI DER GEHETZTEN

Die Geschichte dieses Films, der das Leben des mexikanischen Banditen Pancho Villa zum Thema hat, ist selbst schon hochgradig drehbuchreif. Der ambitionierte Produzent David O. Selznick beauftragte den Tausendsassa Howard Hawks mit der Regie, übertrug die Hauptrolle Wallace Beery, einem der beliebtesten Darsteller jener Jahre, und ließ den hochbezahlten Profi Ben Hecht das Drehbuch schreiben. Die Außenaufnahmen sollten „on location“ in Mexiko stattfinden, eine etwas delikate Angelegenheit, die erst nach langwierigen Verhandlungen mit der dortigen Regierung möglich wurde. Mit der mühsam ausgehandelten Unterstützung war es jäh vorbei, als der Schauspieler Lee Tracy nach einer durchzechten Nacht nichts Besseres zu tun hatte, als vom Balkon seines Hotelzimmers auf eine vorbeidefilierende Militärparade zu urinieren, was in seinem Fall kaum mit einem plötzlichen Anfall von Pazifismus begründet werden kann. Jedenfalls verzog sich das Aufnahmeteam eilig zurück ins heimische Kalifornien und beendete dort den Film — ohne Lee Tracy und auch ohne Howard Hawks. Jack Conway, der bereits früher mit Hawks zusammengearbeitet hatte, übernahm die Fertigstellung des Films. Trotz dieser Widrigkeiten wurde Viva Villa, so der Originaltitel, nicht nur einer der erfolgreichsten, sondern auch bemerkenswertesten Film der dreißiger Jahre, der im übrigen gelegentlich zu ziviler Sendezeit wiederholt werden sollte.(RTL plus, 3.30 Uhr)