Alte Bekannte: Lawrence Blocks: "Engel der Nacht" / Elmore Leonard: "Schnappt Shorty!"

ALTEBEKANNTE

Matt Scudder ist wieder da! Lawrence Blocks Schnüffler rennt zwar immer noch brav zu den Anonymen Alkoholikern, und er hat immer noch keine Lizenz, um als Privatdetektiv arbeiten zu dürfen, aber seine alten Kumpel vom New Yorker Police Department vermitteln ihm ab und zu einen Fall, natürlich nicht ohne selbst dabei ein bißchen zu verdienen, damit der alte Matthew und sie über die Runden kommen. In Engel der Nacht übernimmt Mr. Scudder leichtfertig einen aussichtslosen Fall: Die junge Paula Hoeldtckes ist schon seit Monaten in Big Apple verschollen. Die Cops sind der Sache erst gar nicht richtig nachgegangen. Eine junge Frau, die ihre Sachen packt und verschwindet, das ist kein Problem, über das sich Großstadtbullen lange den Kopf zerbrechen. Also bekommt Matt Scudder den Fall und eintausend Dollar von Paulas Vater. Scudder gibt sich zwar alle Mühe, aber er kommt nicht recht voran. Dann wird auch noch ein Kollege von den AA tot aufgefunden. Sieht zwar aus wie ein bizarrer Selbstmord, aber Scudder hat eine andere Theorie. Als er sich in den neuen Fall vergräbt, kommt er auch plötzlich Paula Hoeldtckes auf die Spur...

Die Scudder-Krimis von Lawrence Block haben eine lange Anlaufphase. Diese ewigen Beschreibungen der Treffen der Anonymen Alkoholiker nerven wirklich, aber wenn man die ersten 50 Seiten hinter sich hat, beginnt die Spannung ihren Aufstieg. Bis zum Finale macht sie dabei ein paar aufregende Schlenker, und für den Schluß hält Block immer eine Überraschung parat.(Heyne)

Auch Elmore Leonard hat ein neues Ei gelegt. Doch bei allem Respekt für den Autor (er stand in meiner persönlichen Krimi-Hitliste immer ganz oben), seine großen Tage scheinen vorbei zu sein. Schon sein vorletztes Buch Beruf: Killer war eine Enttäuschung, und sein neues Schnappt Shorty! ist auch nicht viel besser. Die Geschichten haben einfach nicht mehr die Klasse von Glitz oder Freaky Deaky. Gut, er schreibt immer noch ziemlich flott, die Storys sind originell ebenso wie seine Protagonisten, aber mit der Spannung hapert's doch mächtig. Der neue Roman handelt wieder von kleinen Ganoven, die vom großen Coup träumen, und wird fast ganz in Dialogen erzählt. Und, das muß man Leonard lassen, Dialoge schreiben kann er wie kein anderer. Aber wie gesagt, die herrlichsten Dialoge nützen in einem Krimi nichts, wenn sie nicht die Geschichte voran treiben und die Spannung aufbauen. Doch ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben und warte auf das nächste Buch: Fessle mich, Leonard!(Goldmann)