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PRESS-SCHLAGDie Fußball-Funktionäre haben eben doch ein Herz

■ Die UEFA verschenkte Jahreslose für den Europapokal 1991/92 an vier Vereine aus dem Beitrittsgebiet

Das eintönig-öde Gekicke in der Oberliga Nordost gerät plötzlich und unverhofft noch einmal ins internationale Rampenlicht. Die Europäische Fußballunion (UEFA) beglückte auf ihrer Tagung in London vier ostdeutsche Klubs mit Bonusplätzen im erlauchten Europacup-Feld. Von der Euphorie deutsch-deutscher Vereinigungsduselei angesteckt, war der schwedische UEFA-Präsident Lennart Johansson im November vergangenen Jahres in Leipzig selbst auf die nun verwirklichte Idee gekommen.

Nach dem aktuellen Tabellenstand der nordöstlichen Liga darf Hansa Rostock am Landesmeister- Cup teilnehmen. Da die Rostocker auch für das Pokalfinale am 2.Juni qualifiziert sind, hätte Endspielgegner Stahl Eisenhüttenstadt seine internationale Premiere im Wettbewerb der Pokalsieger. Im UEFA-Pokal blockierte Dynamo Dresden mit seiner zweijährigen Sperre ursprünglich einen Platz, denn die Londoner Entscheidung gab zunächst nur dem Zweiten und Dritten der Meisterschaft das Startrecht. Das wurde einen Tag später revidiert, so daß die hinter Dresden plazierten Teams nachrücken können.

Geholfen ist damit beiden deutschen Seiten: Die Ostvereine jubeln über die ersehnte Einnahmequelle als Starthilfe ins harte Bundesligaleben und im Westen muß sich niemand quälende Gedanken über eventuelle Qualifikationsspiele machen, wie sie beispielsweise bei den Handballern ausgetragen werden. Die Bundesliga schickt wie gewohnt sechs Vereine auf den Europacuprasen.

Die Herren der UEFA zeigten sich in London auch in anderen fußballerischen Problemen überaus entscheidungsfreudig. Im Europapokal der Landesmeister gilt in der kommenden Saison ein neuer Modus. Im Viertelfinale spielen acht Mannschaften in zwei Vierer- Gruppen mit Hin- und Rückspielen die Finalteilnehmer aus. Damit wird potentiell die Zahl attraktiver Spiele erhöht. Der unter anderem vom Deutschen Fußballbund unterstützte Antrag wurde bereits vom Weltverband FIFA als „gefährlicher Weg“ kritisiert. Den wollen aber vor allem Europas Starvereine tat- und finanzkräftig beschreiten.

Schließlich haben sich die UEFA und eine Kommission der Europäischen Gemeinschaft (EG) auf eine neue Ausländerregelung geeinigt. Danach werden ab 1992/93 in allen zwölf EG-Mitgliedstaaten fünf ausländische Spieler pro Mannschaft erlaubt sein. Bisher waren nur drei erlaubt. Die neue Regelung enthält eine Einschränkung, die gegen finanziell starke Vereine gerichtet ist. Von den maximal fünf Ausländern dürfen nur drei direkt eingekauft werden. Die anderen beiden müssen bereits fünf Jahre im Gastland spielen. Dabei werden auch Spielzeiten in einer Jugendliga voll angerechnet. Für den DFB, der bislang zwei Ausländer pro Mannschaft spielberechtigt, macht die Vereinbarung eine Veränderung des Reglements erforderlich.

In den Statuten der UEFA wird den Spielern ab sofort das Recht auf freien Wechsel des Vereins zugestanden. In der Praxis verhindern dies zumeist hohe Ablösesummen. Die Klage des holländischen Fußballprofis Jean-Marc Bosman, dessen geplanter Wechsel von Lüttich nach Dünkirchen an der Ablösesumme scheiterte, könnte für den Europäischen Gerichtshof in Luxemburg deshalb zu einem wegweisenden Fall werden. bossi

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