Aufruf zum allgemeinen Warnstreik in Rußland

Moskau (afp) — Der Verband der unabhängigen Gewerkschaften in der Russischen Föderation hat alle Arbeiter Rußlands zu einem Warnstreik am 26. April aufgerufen. Die Belegschaften können die Dauer der Arbeitsniederlegungen selbst bestimmen. Auch Vertreter des vereinigten Streikkomitees von Minsk, wo bereits am 4. und 10. April ein Großteil der Fabriken lahmgelegt worden war, riefen zum Generalstreik auf, weil das weißrussische Parlament ihrer Forderung nach einer Sondersitzung nicht nachgekommen war. Die Minsker Arbeiter verlangen unter anderem vorgezogene Parlamentswahlen in Weißrußland.

Die Forderung der Streikbewegung in der Russischen Föderation, die Bergwerke, die bisher dem sowjetischen Bergbauministerium unterstanden, künftig der russischen Gerichtsbarkeit zu unterstellen, war am Donnerstag erfüllt worden. Allerdings bedarf die Vereinbarung mit dem sowjetischen Bergbauminister noch der Zustimmung der Zentralregierung, die sich bislang gegen eine solche Kompetenzverlagerung gesträubt hat. Laut 'Tass‘ dauerten am Freitag die Streiks in mehr als 50 Bergwerken der sibirischen Kusbass-Region weiter an.

In der Ukraine einigten sich die Streikkomitees mit den Behörden auf ein Abkommen, wonach die wirtschaftlichen Forderungen der Bergarbeiter erfüllt werden und diese die Arbeit am Samstag wieder aufnehmen. Ein Vertreter der Streikkomitees in Donezk sagte unterdessen, die Abmachung müsse noch von den Arbeiterversammlungen in den Gruben gebilligt werden, die im Laufe des Freitags zusammentreten wollten. Einer 'Interfax‘-Meldung zufolge erreichten die ukrainischen Bergarbeiter die automatische Anpassung ihrer Löhne an die Teuerung. Die Anpassung sei wegen der schwierigen Finanzlage auf 100 bis 150 Prozent mehr Lohn begrenzt worden.

Zu den politischen Forderungen der Arbeiter, die unter anderem den Rücktritt von Kremlchef Michail Gorbatschow verlangten, erklärte die Kommission, dies gehöre nicht in ihren Aufgabenbereich, sondern in den des Obersten Sowjets.