Israel unter Druck

Krisenstimmung zwischen Baker und Schamir/ Palästinenser nach Treffen „vorsichtig optimistisch“  ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin

Ob er nach seiner Visite in den arabischen Staaten, wie angenommen, erneut nach Israel reisen wird, hat James Baker nach der gespannten Atmosphäre bei den Gesprächen mit der israelischen Regierung in der vergangenen Woche angeblich von den weiteren Reaktionen Israels abhängig gemacht. „Baker beginnt, Druck auf Israel auszuüben“, faßte die Zeitung 'Hadashot‘ die Situation in ihrer Schlagzeile zusammen. Nachdem der US-Außenminister dem israelischen Ministerpräsidenten drei Fragen zu den Modalitäten der von Washington angestrebten Nahostkonferenz vorgelegt hatte, habe Schamir sich Bedenkzeit auserbeten, berichteten die israelischen Medien weiter. Dabei gehe es insbesondere um die strittige Rolle der Europäer und der Vereinten Nationen bei der Konferenz sowie um die Zusammensetzung der palästinensischen Delegation bei dem Treffen.

„Israel könnte für das Fehlschlagen der Verhandlungen verantwortlich gemacht werden“, schreibt die Zeitung 'Davar‘, und folgert daraus, „Schamir wird versuchen, eine frontale Kollision mit den USA zu vermeiden.“ Die 'Jerusalem Post‘ geht dabei sogar noch weiter, und kommt zu dem Schluß, daß Schamir wohl die meisten Vorschläge Bakers wird akzeptieren müssen.

Während vor diesem Hintergrund allgemein eine Krisenstimmung zwischen Schamir und Baker attestiert wird, zeigte sich die von Feisal Husseini angeführte Palästinensergruppe, die am Samstag mit dem US- Außenminister in Ost-Jerusalem zusammengekommen war, nach dem Treffen „vorsichtig optimististisch“. Diesmal seien „nicht nur Schwierigkeiten aufgezählt, sondern auch über Mittel gesprochen worden, mit denen Hindernisse aus dem Weg geräumt und Probleme gelöst werden könnten“, erklärte Husseini auf einer anschließenden Pressekonferenz. Linke Gruppen in der PLO hatten das dritte Treffen der prominenten Palästinenser mit Baker scharf angegriffen und als Versuch denunziert, die PLO zu umgehen. Stattdessen riefen sie die Palästinenser zur Fortsetzung und Ausweitung der Intifada auf.