US-Pioniere errichten Lager im Irak

■ Mehrere hundert Soldaten der US-Armee haben am Wochenende auf irakischem Territorium mit dem Aufbau von Zeltstädten für die kurdischen Flüchtlinge begonnen

Pioniereinheiten der US-Armee haben am Sonntag damit begonnen, im Norden des Irak Flüchtlingslager für Hunderttausende von Kurden zu errichten. Wie die britische Fernsehgesellschaft BBC berichtete, hätten die Soldaten dabei die nordirakische Stadt Zakho unter ihre Kontrolle gebracht. Nach Angaben des britischen Senders ITN haben Augenzeugen im türkischen Salopi von einem US-Armeekonvoi aus 50 Lastwagen berichtet — darunter gepanzerte Truppentransporter, Jeeps und Amphibienfahrzeuge. Der Konvoi habe sich in Richtung der nordirakischen Stadt Zakho bewegt, wo sich seit Samstag 500 Marineinfanteristen der US-Armee aufhalten. Ihre Aufgabe ist es, im Umkreis von Zakho neue Flüchtlingslager zu errichten und die sichere Rückführung der in die Türkei geflohenen Kurden zu überwachen. In einer ersten Phase sollen die Spezialeinheiten 10 bis 15 Zeltstädte errichten für etwa 25.000 Flüchtlinge. Nach Angaben eines Sprechers der US-Armee soll die Zahl der an der Hilfsaktion innerhalb des Irak beteiligten alliierten Soldaten auf 16.000 erhöht werden. Innerhalb eines Monats wollen die Alliierten sich nach eigenen Angaben zurückzuehen und die Sicherheitszone der UNO überlassen.

Dem Marschbefehl vorangegangen war am Freitag abend ein Treffen zwischen Offizieren der Alliierten und zwei irakischen Generälen in Zakho. Zwar haben die Gespräche offenbar keine konkrete Ergebnisse über die Einrichtung der Flüchtlingslager auf irakischem Boden gebracht. Die US-Armee hat aber der irakischen Militärführung immerhin deutlich zu verstehen gegeben, daß sie keine irakischen Soldaten in der Nähe der unter alliiertem Schutz entstehenden Lager dulden werde. In britischen Presseberichten hieß es, der Bagdader Militärführung sei gesagt worden, für sie sei ein Gebietsstreifen von rund 50 km Breite an der Grenze zur Türkei tabu.

US-General John M. Shalikashvili, als Kommandeur der alliierten Hilfsaktion Leiter der Delegation, sagte nach der 45minütigen Zusammenkunft in Zakho: „Wir hatten einen sehr offenen Gedankenaustausch.“ Es seien einige Fragen offengeblieben, es werde aber vorerst kein weiteres Treffen geben. Der Delegation gehörten auch britische, französische, kanadische und italienische Offiziere an. Zweck der Unterredung der Generäle war nach Angaben des Weißen Hauses unter anderem, „ein versehentliches Aufeinandertreffen von irakischen und alliierten Streitkräften“ von vornherein auszuschließen. Der General hatte bereits vor dem Treffen gesagt, man werde alles tun, das Risiko eines Konflikts gering zu halten. Das könne aber niemand garantieren.

Obwohl der Irak für die Präsenz ausländischer Truppen auf seinem Territorium keine offizielle Zustimmung gegeben hat, sind die Einheiten Saddam Husseins offenbar gewillt, sich zurückzuhalten. Und erfreulicherweise seien die Marines bisher keinem irakischen Soldaten begegnet, so der zuständige Kommandeur des Elitebataillons, Major Gahagan.

Ab heute wollen Pioniereinheiten damit beginnen, eine der beiden Brücken nahe der türkischen Grenze wiederaufzubauen, über die ein Konvoi von Hilfsgütern und Ausrüstungen für die entstehenden Zeltstädte abgewickelt werden soll. Innerhalb der nächsten zehn Tagen soll die erste Hilfsstation fertiggestellt sein. Langfristig sieht der Plan der Alliierten vor, die Zeltstädte für die kurdischen Flüchtlinge als Durchgangslager zu nutzen; denn unser Ziel ist, so Major Gahagan, „die Leute von den Bergen runterzuholen, sie in unseren Lagern medizinisch zu versorgen und sie dann, wenn sie sich erholt haben, am Ende zurück nach Hause zu bringen — soweit ihre Häuser noch stehen.“ Hera