SchülerInnen trinken weiter Blei

■ Grüne: Rohre in Schulen seit 1985 nicht saniert

Der kräftige Schluck Kraneberger nach dem Sportunterricht, frisch gezapft aus der antiken Wasserleitung, wird auch heute noch so manchem Schüler zum Verhängnis. Denn neben dem kühlen Naß fließt Blei mit in die Kindermägen. Als „skandalös“ bezeichneten es die Grünen gestern vor der Presse, daß der Senat die alten, aus Blei hergestellten Wasserleitungen in Bremer Schulen bis heute nicht systematisch saniert habe. In seiner Antwort auf eine kleine Anfrage der Grünen hatte der Senat erklärt, daß es zur Zeit keine aktuelle Übersicht über die Bleirohre gibt, die das Trinkwasser verunreinigen.

„Eine flächendeckende Untersuchung ist aus technischen Gründen nicht möglich“, schrieb der Senat den Grünen weiter, die sich nach dem genauen Stand der Sanierung erkundigen wollten. „Ich glaube eher, daß eine Bestandsaufnahme nicht technisch, sondern finanziell unmöglich ist“, kommentierte die grüne Bürgerschaftsabgeordnete Elisabeth Hackstein.

Aus der Senatsantwort geht hervor, daß im Zuge der Sanierung von Schulgebäuden hin und wieder auch Bleileitungen ausgetauscht werden. Dies sei jedoch nur der Fall, wenn die Leitungen undicht seien, und habe mit einer systematischen Erneuerung aller Bleirohre nichts zu tun, so Walter Seitz, Schulplaner bei Bildungssenator Henning Scherf.

„Seit 1985 hat der Senat sich zur Ruhe gesetzt“, empörte sich der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Wolfram Sailer. Seit 1985 nämlich ist bekannt, daß in mindestens 146 Bremer Schulgebäuden in Wasser gelöstes Blei aus den Hähnen fließt. Lediglich ein Trinkverbot für Leitungswasser wurde damals an den entsprechenden Schulen verhängt und 1988 wieder aufgehoben. Sonst geschah nichts.

Allmählich jedoch muß der Senat aktiv werden: Seit Dezember 1990 ist die neue Trinkwasserverordnung in Kraft, in der ein Grenzwert für die Menge Blei festgelegt ist, die aus den Wasserhähnen fließen darf. och