Prügelorgie in Bukarest

■ Erneute Polizeiaktion am ersten Jahrestag der Demonstrationen vor der Bukarester Uni

Temeswar/Bukarest (taz) — Erneut lieferten sich jugendliche Demonstranten und Polizisten in Kampfausrüstung eine achtstündige Straßenschlacht im Zentrum Bukarests. Anlaß der Auseinandersetzungen war der Jahrestag zum Beginn der 53tägigen Demonstration vor der Universität am 22. April, die am 12.Juni vorigen Jahres beendet wurde. Damals war der zentrale Platz zur „kommunismusfreien Zone“ erklärt worden und die damalige Übergangsregierung — die dann bei den folgenden Wahlen die absolute Mehrheit errang — als Protagonisten des alten Ceausescu-Regimes bezeichnet worden. Über Wochen hielt sich die „befreite Zone“ im Herzen der Hauptstadt, bis der heutige Staatspräsident Iliescu Bergarbeiter zur Hilfe rief, die dann brutal auf die „Golans, die Hooligans“ losprügelten. Die Vorfälle sind bis heute nicht genau geklärt; noch immer schwanken die Angaben über die Zahl der Opfer von amtlich vier bis über ein Dutzend Tote. Die Opposition hatte in den letzten Wochen angekündigt, den ersten Jahrestag des Beginns der Demonstrationen landesweit mit Schweigeminuten zu gedenken. Doch das Vorhaben wurde abgeblasen. Nur einige Hundert Studenten versammelten sich und forderten die Rückkehr des Königs MichaelI., bevor die Polizei eingriff.

Roland Hofwiler