: Lindauer Gummiabfälle müssen wieder weg
Lindau (taz) — Die jüngst bekanntgewordenen wilden Kautschukablagerungen in der Bodensee-Stadt Lindau müssen unverzüglich beseitigt werden. Wie berichtet, hatte ein ortsansässiger Bauunternehmer rund 250 Kubikmeter Kautschukabfälle der Firma Metzeler ohne Wissen der Firma in den sogenannten Motzacher Tobel gekippt. Der Unternehmer wollte mit den immerhin 40 LKW- Ladungen „nur eine vom Wasser ausgespülte Mulde zukippen“. Bei den Kautschukabfällen handle es sich um jahrzehntelang auch von der Stadt Lindau benutztes Auffüllgut, sagte Bauunternehmer Erich Baller. Prominente Unterstützung erhielt Baller vom Lindauer Landrat Klaus Henninger. Der hatte bis zuletzt darauf beharrt, daß es sich bei den Kautschukbergen mitten in dem idyllischen Waldstück um ungefährliches Verfüllmaterial handelt. Doch das sieht die Regierung von Schwaben als Aufsichtsbehörde völlig anders. „Wir haben heute sofort das Verfahren an uns gezogen“, sagte uns am späten Montag abend der zuständige Abfallrechtsreferent Jörg Schröder. „Unabhängig von noch ausstehenden Gutachten zur möglichen Wassergefährdung besteht kein Zweifel daran, daß es sich bei dem Zeug um Abfall handelt“, sagte Schröder. „Das hätte niemals da reingeworfen werden dürfen, und es wird da wieder rausgeholt. Sollte der Unternehmer das nicht freiwillig tun, werden wir eine entsprechende Anordnung erlassen.“ Bei den Ablagerungen im Wald handle es sich nicht nur um eine wilde Ablagerung, sondern rechtlich gesehen um den Betrieb einer nicht genehmigten Entsorgungsanlage. Ob gegen die Firma Baller ein Bußgeldverfahren eingeleitet wird, werde erst nach Abschluß der Ermittlungen durch die Kemptener Staatsanwaltschaft entschieden, sagte Schröder. „Diese Ablagerungen, aber auch die Unmengen nebenan, die mit Genehmigung der Stadt Lindau hier aufgeschüttet wurden und inzwischen bewachsen sind, verändern sogar die Vegetation. Hier können keine tiefwurzelnden Pflanzen mehr gedeihen, und somit müssen wir von einer weiteren Destabilisierung sprechen.“ Auch damit kommt die Regierung von Schwaben zu einer anderen Auffassung als der Lindauer Landrat, der von einer willkommenen Festigung des weggespülten Hanges durch den Naturkautschuk sprach. Die bislang bekannten Kautschukberge und -deponien werden wasserrechtlich überprüft und überwacht, kündigte Schröder an. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht neue Kautschukdeponien genannt werden. An die Adresse der Stadt Lindau gerichtet, sagte der Abfallreferent: „Da ist in der Vergangenheit einiges schiefgelaufen.“ Klaus Wittmann
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