Ein Lazarett für Sirnak

■ Berliner Ärzteteam heute morgen nach Kurdistan geflogen/ Vier Ärzte und zwei Krankenschwestern sollen Lazarett im Flüchtlingslager aufbauen

Berlin. Mit Medikamenten und Verbandszeug an Bord sind heute morgen zwei Berliner Krankenschwestern und vier Ärzte nach Diyarbakir im türkischen Teil Kurdistans geflogen. In der Nähe von Sirnak, 40 Kilometer nördlich der irakischen Grenze, soll das Team in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz und der Ärztekammer von Diyarbakir ein Lazarett errichten. »Medizinische Basishilfe«, so Magdalena Rösch, Krankenschwester am Klinikum Steglitz, wolle man leisten. Auf die katastrophalen sanitären Bedingungen, auf Kälte und vor allem den dramatischen Wassermangel hat sich die 41jährige Unterrichtsschwester — soweit möglich — eingestellt. »Drei Wochen kann man das schon aushalten. Andere müssen ihr ganzes Leben damit zurechtkommen.«

Zum ersten Team der Hilfsaktion gehören außerdem die Krankenschwester Cristine Pösselt, die Kinderärzte Wolf Rainer Cario und Dr. Reinhard Kreibig vom Ostberliner Klinikum Buch, der kurdische Mediziner Hassan Mohamed Ali sowie Bernd Köppl, Arzt und Mitglied des Abgeordnetenhauses.

In Sirnak und Umgebung sind nach Informationen der Ärztekammer in Diyarbakir inzwischen über 20.000 Flüchtlinge in Zeltlagern untergekommen. Nach Informationen aus Diyarbakir verwehrt der türkische Rote Halbmond, die Schwesterorganisation des Roten Kreuzes, weiterhin privaten Hilfsinitiativen kurdischer ÄrztInnen den Zugang zu den Flüchtlingslagern. Vertreter der Berliner Ärztekammer und des Vereins »Behandlungszentrum für Folteropfer«, die Koordinatoren der Hilfsaktion, betonten gestern, neben der Kooperation mit dem Roten Kreuz wolle man vor allem sondieren, wo noch Hilfe nötig sei. Das DRK erreiche viele Menschen nicht, »denen es besonders dreckig geht«. Im Lauf der nächsten Woche soll zudem der Transport von schwerverletzten Flüchtlingen in Berliner Krankenhäuser vorbereitet werden.

Für die Aktion »Berliner helfen Kurden« sind inzwischen über 400.000 Mark gespendet worden. Um die medizinische Versorgung der Flüchtlinge langfristig durch weitere Teams zu gewährleisten, bittet die Ärztekammer weiterhin um Spenden auf das Konto 4090 der Berliner Sparkasse, BLZ 10050000, Kennwort »Berliner helfen Kurden«. Ausdrücklich nicht erwünscht sind Sachspenden, da die Koordinatoren der Hilfsaktion mit der Verteilung überfordert wären.

Aus Protest gegen die unmenschlichen Bedingungen in den Flüchtlingslagern haben gestern mehrere KurdInnen am Breitscheidplatz einen Hungerstreik begonnen. anb