Tour d'Europe

■ Erstickungstod im EG-Müll?

Eine gewaltige Müllawine rollt über Europa. Insgesamt fallen in der Europäischen Gemeinschaft alljährlich 2,2 Milliarden Tonnen Müll an, weiß die Brüsseler Kommission. Je nach Land wird dieser Dreck ganz unterschiedlich entsorgt. Am allerschlimmsten steht es in Griechenland und in Großbritannien, wo 80 bis 90 Prozent des Mülls auf Halde geworfen werden. Am umweltbewußtesten scheinen die DänInnen zu sein, die aber auch noch satte 20 Prozent ihres Haus- wie Industriemülls einfach auftürmen. Vernünftigerweise hat der EG-Umweltkommissar jetzt einen Richtlinienvorschlag vorgelegt, um die europäische Müllpolitik zu „harmonisieren“, wie die Anpassung im EG-Jargon heißt. Er lautet, die Abgaben für Müll so anzuheben, daß alle Deponiekosten abgedeckt sind. In den einzelnen Mitgliedsstaaten sollen zudem Garantiefonds für Folgekosten bis zu dreißig Jahre nach Stillegung der Deponie eingerichtet werden. Doch was der Kommissar verschweigt, ist, was zur Vermeidung oder zumindest Verringerung des gigantischen Müllaufkommens getan werden kann.

In den Maghrebländern formiert sich Widerstand gegen die EG-Ausländerpolitik. Nachdem Spanien jetzt auch für seine direkten Nachbarn aus Marokko und Tunesien den EG-einheitlichen Visumzwang eingeführt hat, stehen den Millionen von NordafrikanerInnen, die in Europa arbeiten (wollen), harte Zeiten bevor. Die meisten anderen EG-Mitgliedsländer haben den Visumzwang bereits vor längerer Zeit eingeführt. Selbst für Transitreisen durch Spanien müssen NordafrikanerInnen nun um Visa anstehen.

Mit der Forderung nach einer juristischen Garantie ihrer Rechte ging denn auch die „Konferenz der Maghrebinischen Gastarbeiter in der EG“ am Wochenende in Turin zu Ende. Die Versammelten forden, daß EinwandererInnen aus dem Maghreb den EuropäerInnen bei Bezahlung, Arbeitsbedingungen und Karrierechancen gleichgestellt werden, andererseits verlangen sie auch das aktive und passive Wahlrecht bei Kommunalwahlen.

Wasser auf die Mühlen der EG-Ausgrenzungsexperten ist dagegen das Ergebnis einer Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Das Papier spricht von einem ungeheuren Bevölkerungsdruck aus den Ländern am anderen Ufer des Mittelmeers, der wiederum die Länder in eine „bislang einmalige Krise“ gebracht habe. Am Südrand des Mittelmeeres, wo heute rund 165 Millionen Menschen leben werden sich nach den Erkenntnissen von Demographen im Jahr 2025 bereits 285 Millionen Menschen drängen. Ganz gewiß werde aus dieser Entwicklung ein anhaltender Drang in das reiche Europa resultieren, lautet die Prognose.

Die Maul- und Klauenseuche, die in Europa jahrhundertelang die Viehbestände dezimierte, gilt auf dem Kontinent als ausgerottet, meldete die Landwirtschafts- und Ernährungsorganisation der UNO, die FAO, mit Erleichertung. Der letzte Ausbruch dieser Virusinfektion sei im Juli 1989 verzeichnet worden. An ihre Stelle scheint der Rinderwahnsinn getreten zu sein. Nachdem in Großbritannien Tausende von Rindviechern notgeschlachtet werden mußten, ist jetzt in Frankreich der dritte Fall der tödlichen Gehirnerkrankung aufgetreten. dora