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Sterben die Städte ab?

Potsdam. Brandenburgs Raumplaner befürchten tote Ringe um die Städte des Landes. Hans-Joachim Mader, Abteilungsleiter im Potsdamer Umweltministerium, sieht eine Tendenz in Wirtschaft, Handel und Gewerbe, die Innenräume der Städte zu verlassen und sich außerhalb alter Industriegürtel auf der grünen Wiese anzusiedeln. Vielen Unternehmen seien die Rekonstruktion in Stadtzentren und die Sanierung bestehender Anlagen zu aufwendig, erläuterte er kürzlich in einem Gespräch mit Kommunalvertretern in Potsdam. Mader malte ein düsteres Szenario: Ein neuer gewerblicher Gürtel lege sich um den alten und ziehe die Bevölkerung in einem weiteren Siedlungsring nach. Darunter sterbe der frühere Außenring und unter diesem die Stadt. Zurück blieben rostende Maschinenhalden und verlassene Industrieanlagen.

Das Umweltministerium will dem aber entgegenwirken, indem es ausgedehnte Randansiedlungen nur für größere und mittlere Städte zulassen will. Angestrebt ist eine Mehrfachnutzung von Flächen. Orientieren will man sich auf Ansiedlungen in der Nähe von Schienentraßen. Das Eisenbahnnetz soll ausgebaut werden und Vorrang vor dem Straßenverkehr bekommen.

Umweltminister Matthias Platzeck setzt insgesamt auf die Schiene als Transportweg, der sechs- bis zehnmal billiger ist als die Straße. Nicht alles lasse sich aber auf eine Weise abwickeln, die mehrfachen Güterumschlag bedeutet und deshalb Zeitverlust, schränkte er ein. Beim Umweltschutz müsse es gegebenenfalls zugunsten der Wirtschaftlichkeit Kompromisse geben. Hochgeschwindigkeitsstrecken wie die von Berlin nach Hannover müßten nun einmal geradlinig gebaut werden, auch wenn sie dabei Landschaften durchschnitten. Betriebssicherheit und Lärmschutz machten zudem streckenweise Schutzbauten notwendig. Um bestehende Lebensräume von Wildvögeln so wenig wie möglich zu gefährden, so der Minister, werde an die Absenkung der Trasse in künstliche Täler gedacht, falls die geographischen Gegebenheiten das zuließen. Rainer Plagemann (adn)

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