„Elle“ mag Roman K.

■ Münchener Frauenzeitung promotet Bremen und seine Männer

„Elle“ ist aus Hochglanzpapier. „Elle“ ist im Mai „fit statt fett“. „Elle“ gehört zum Burda-Verlag. „Elle“liebt Anzeigen. „Elle“ hat eine Chefredakteurin, die ihren LeserInnen verrät: „Ich selbst leiste mir fünfmal in der Woche morgens von 7 bis 8 Uhr eine Stunde Inner Coaching mit meinem Tennistrainer.“

Und: „Elle“ mag Bremen. Deshalb gibt es zum fitten Mai- Heft die „Elle plus“ dazu. Für inklusive sieben Mark am Kiosk: 66 Seiten „Städtepromotion“ für „Bremen“ und kleingedruckt — auch für „Bielefeld und Oldenburg“.

Doch was mag „Elle“ an Bremen? Den Roland? Die Fitness- Studios? Die Tennistrainer? Die Werder-Ersatzspieler? Die Frauen?

Der Bremer Mann:

„Ich nehme vormittags

nur Obst zu mir"

Wir lassen uns überraschen und blättern das edle Beiheft auf: Ja, auch „Elle plus“ liebt den Luxus und die Anzeigen: Die Bremer Boutiquen „Am Wall“, die Juweliere, die Küchengestalter, die Sunfashion-Bikinis und die Wohn-Accessoires. Und natürlich die Bistros und Super-Discos (“mit Vogelgezwitscher auf der Toilette“).

„Elle plus“ liebt aber auch die Bremer Männer. Einen ganz besonders, den „High-SocietyFriseur“ Roman Kroupa.

Der Hanseat „mit dem Junggesellengesicht“ führt für „Elle plus“ durch die Hansestadt, vom Anzeigenumfeld kaum zu unerscheiden. Sieben Mal ist sein schüchternes Konterfei abgelichtet. Roman Kroupa — der Bremer schlechthin. So wird ihn die Düsseldorferin und die Rosenheimerin in Erinnerung halten: Mit seiner „schlanken Hündin Bess“, mit seinen Eßgewohnheiten (“Vormittags nur Obst“), mit seiner extravaganten Brille (“von Jungjohann“) und mit seiner Personalführung (“Ich glaube, ich bin ein sehr einfühlsamer Chef“). Ja, das lieben die Frauen, das ist Bremen: Vormittags Obst und nachmittags ein „positives Frisör-Erlebnis“.

Und was hat Bremens Männerwelt den auswärtigen LeserInnen sonst noch zu bieten? Einen Cartoonisten (“blonder Strubbelkopf“), einen Millionär (“frühmeliert“), einen Kriminalschriftsteller (“mit Hut“) und einen Fersehstar „entwaffendes Grinsen“). Auch zwei Bremer Frauen jetten in der Stadt herum, auf den linken Zeitschriften-Seiten etwas ungünstig plaziert: Eine Rocksängerin (“gebürtige New Yorkerin“) und eine Modeschöpferin (“Bremen braucht solch kreative Menschen, die gegen die hanseatische Betulichkeit arbeiten“).

Ja. Das ist „Elle plus“. Das ist Bremen.

Barbara Debus