Firenze krakeelt im Kaperkrieg

■ Waltraud Markgraf und Winand Victor in der Villa Ichon/Peter Kallfels im Parkhaus/Gisbert Pupp bei Khoury

Zweimal Villa Ichon: Unten hängen die Bilder von Waltraud Markgraf, die strukturell an optical art erinnern, ohne aber mit dem optischen Verwirrspiel zu arbeiten. Intensive Farbmuster, in Wellen gelegt, spiralförmig gewundene Ebenen, scheinbar in die dritte Dimension gezerrte Flächen, die Farbpartikel warmherzig, in abgemilderter Form entdeckt man das Design auf edlem Einwickelpapier. (bis 11.5.)

O Firenze! Gibt es jemand unter uns, der nie so seufzte? Winand Victor, im oberen Raum der Villa Ichon eingeklemmt, gab seinem Sehnen Ausdruck und erstellte eine Grafikserie zu seinem Urlaubsort. Victor (Jg.'18), gebürtiger Niederländer, an der Düsseldorfer Akademie gelernt, heute Reutlinger, bedient sich der „Offset-Lithografie“, des Siebdrucks und verschiedener Kollagetechniken. Seine Sujets sind populäre, etwa das Baptisterium (als Grundriß); ein „Stadtplan“; ein Gekreuzigter (aus Sta. Croce); der Turm von Giotto; der Montefeltri von Piero della Francesca u.a.. Die Mappe (gedruckt 1977) wird in einer Auflage von 200 vertrieben.

Die „Bremer Parkplatz GmbH“, eine 100%ige Tochter der Stadtgemeinde Bremen, ist auf dem Weg, ihre Hochgaragen mit Kunst aufzumotzen, bei der Violenstraße angelangt. Kürzlich weihte man dort die 11 Wandbilder und das Holzrelief von Peter Kallfels ein. Der 31jährige Bremer Künstler bediente sich in der Historie Bremens, Wikinger vor Bremen, ostfriesischer Kaperkrieg gegen Bremen, die Geschichte des „Jodenbergs“ in Walle etc.. Das Parkhaus als Drive-in Museum: find' ich modern.

Gisbert Pupp, geb. 1939, ist ein ausgekochter Simpel. Er liebt den Kopffüßler, den Klecks und das Menschenfleisch, speziell der Frau. Bei ihm immer: der mythischen. Diese bläst er auf zur Wucherfigur, auch macht er sie platt zur spaßigen, fast höhlenmalerischen Fruchtbarkeistallegorie; selbst den Einfaltspinsel führt er aber überaus gekonnt. Er liebt es, sich in einen Realissimo des Pop zu verwandeln, dann wieder in einen vergnüglich krakeelenden Geschichtenzeichner; dann wieder genügt es ihm, einsame Farben zu erhitzen und zum Glimmen zu bringen - und das zuweilen auf einem einzigen Bild. Jedes enthält mindestens eine Verblüffung. Pupp kennt keine Angst. (Galerie Khoury, Schwachhauser Heerstr. 3; Di. bis Fr. 17-18.30 Uhr, So. 11-13 Uhr)

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